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Marode Schönheiten #3 – Gebergasse Freiberg

Am ersten Freitag im Monat sammelt Jutta K. Marode Schönheiten aus Deutschland oder anderswo.

Wie versprochen, diesmal ein Blick zur Gerbergasse nach Freiberg. Wenn ich faul bin und mit Auto in die Stadt fahre, komme ich genau dort an und versuche mir vorzustellen, wie es hier mal war, vor ziemlich langer Zeit.

Zuerst fällt mein Blick linkerhand auf die ‚Historische Schankwirtschaft‘ mit einem wunderbaren Sitznischenportal aus dem Jahr 1534….das darf schon mal marode aussehen…. Im Freiberg-Kalender ist es leider nicht gelandet, aber ich finde es trotzdem wunderbar. Das Haus ist sonst aber in Ordnung und noch bewohnt incl. Gastwirtschaft.


Geht man die Gasse etwas weiter, trifft man auf einen Steinhaufen. Leider weiß ich nicht, was dort eingefallen ist oder abgerissen wurde. Es sieht allerdings so aus, als wenn hier Neues geplant ist. Ich werde das im Auge behalten. Hinter der Mauer ist die Nikolaikirche zu sehen.

Das Geberhandwerk in Freiberg

Dreht man sich um, hat man einen wunderbaren Blick auf den Donausturm und die Jakobikirche. Die Gebergasse liegt unten, im ehemaligen Münzbachtal. Das Geberhandwerk benötigte viel Wasser und wird hier 1294 das erste mal erwähnt.

Es gab Loh- (pflanzlich) und Weißgerber. Bei der Lohgerbung wurden Tierhäute mit pflanzlichen Gerbstoffen aus Eichen- und Fichtenrinde haltbar gemacht.
Die Bergleute benötigten robuste Arbeitskleidung und Schuhe aus Leder oder  Tscherpertaschen (Tscherper=Bergmannsmesser). und Berg oder Arschleder (!!!)…nein, nicht zum Hintern versohlen…auch so ein Bergmannsding.

Ja, und dann kommt ein ganz besonderes Haus in der Gebergasse 15. Das ehemalige Lebensmittelgeschäft von Emil Schulze, was man noch gut an der Hauswand ablesen kann. Der Bau stammt auch aus dem 16. Jhdt.

Über der Tür ist der alte Bergmannsgruß zu sehen und sogar die alte Markise über dem Laden hält noch standhaft. Ich weiß nicht, wann hier das letzte mal der Laden offen war, aber es muss schon eine ganze Weile her sein…..

Hier noch mal der Blick zur Rückseite der Nikolaikirche hoch. Diese Gasse nennt sich Aschegasse und die ganze Gegend Nikolaiviertel.

‚Achtung Straßenschäden‘ in der Gebergasse….eigentlich überflüssig. Das müsste man dort an jeder Ecke aufstellen.
Manchmal treffen ich diese kuschelige, rote Katze, der das alte Pflaster nichts ausmacht….
Noch mehr Morde Schönheiten gibt es bei Jutta K. 

18 Comments

  • gretel

    Das Schulze-Haus ist ein ganz besonders tolles Haus. Ich weiß ja, dass in Freiberg noch so einige Häuser auf einen Wach-Kuss warten, aber dieses hier lohnt sich besonders – finde ich. Die Schriftzüge, die Türen und Fensterläden, die Form des Hauses – wunderschön. Die gelangweilte Rote übrigens auch 🙂
    Liebe Grüße

    • SuperWasweissichdenn

      Das Schulzehaus wurde abgerissen und der Neubau wird gerade fertiggestellt, hoffen wir der Bauherr bring die verspielten Schriftzüge an der Fassade wieder an. Momentan ist der Bereich um die Gerbergasse ein ziemlicher Schandfleck vor allem wegen dem vergammelten Bauplatz wo mal die Lederfabik stand, ganz ehrlich als hier noch nichts restauriert worden war hatte der Stadtteil etwas, jetzt gehe ich jeden Tag aus der Tür und denke "Gott ist dieser Stadtteil hässlich und eigenschaftslos geworden".

  • Jutta.K

    Liebe Sigrun,
    da hast du mir ja einen tollen Beitrag zusammen gestellt. Er ist jetzt online !
    Herrliche alte Schönheiten und dann dazu noch eine unterhaltsame Stadtführung.
    Ganz ♥lichen Dank dafür, ich bin begeistert !
    Liebe Grüße und einen guten Start ins Wochenende mit hoffentlich viel sonne
    Jutta

  • Margrit

    Ich finde es gut, wenn es in Orten noch so alte Gebäude gibt. Die haben immer so ein besonderes Flair.

    Viele Grüße
    Margrit

  • Flottelotta Blau

    Du hast vergessen zu erwähnen, dass man in der Gastwirtschaft recht lecker essen kann…und dort so einige alte Sachen, die man beim Bauen ausgebuddelt hat, auf den Schränken im Gastraum finden kann…;-). Wegen des Lebensmittelgeschäftes könnte ich mal meine Mutter fragen….vielleicht kann sie sich noch erinnern, ob in ihrer Kindheit der Laden noch aufhatte…und wie lange noch…Dir ein schönes Wochenende! LG Lotta.

  • Sonja Cremer

    Diese Stadt trifft den Titel Marode Schönheiten aber ganz genau.
    Wundervolle alte Häuser, man fühlt sich ja direkt in die Vergangenheit zurück versetzt.

    Liebe Grüße
    Sonja

  • Margeraniums Gartenblog

    Auch wenn es marode Schönheiten sind, so haben sie dennoch ihren ganz eigenen Charme! Hier wurde kürzlich mal eine Karte der Stadt herausgebracht, auf der man sieht, was nach 1945 "neu gebaut" wurde!!! Nicht, dass es unbedingt Kriegsschäden gewesen wären, man hat einfach vieles einfach kaputtsaniert oder zerstört! Wenn man oft alte Bilder ansieht, dann könnte man weinen, was aus vielen Gebäuden geworden ist!
    Tja, das ist wohl leider überall so…
    Viele Grüße von
    Margit

  • Elderbeary

    Liebe Sigrun,
    wieder ein ganz bezaubernder Rundgang durch Freiberg. Auch mir hat es das Schulze-Haus angetan. Was für ein Schatz! Den roten Tiger finde ich auch sehr nett;-))
    Viele liebe Grüße
    Ursula

  • Claudia

    Liebe Sigrun,
    ich dnake Dir, für einen wieder so gelungenen und wunderbaren Post! Ich habe den Rundgang sehr genossen, mir macht das Kopfsteinpflaster nämlich auch nichts aus *Schmunzel* ..im Gegenteil, solche alten Städtchen brauchen das, das gehört dazu, zum Gesamtbild, zum Flair …..man kann sich viel besser hineinversetzen in die Zeit, in der das alles aufgebaut wurde ….
    Ich wünsche Dir ein wunderschönes frühlingshaftes Wochenende!
    ♥ Allerliebste Grüße , Claudia ♥

  • Sara Mary © Mein Waldgarten (© Herz und Leben)

    Ich wußte jetzt gar nicht mehr, daß die Aktion ja weitergeht, liebe Sigrun.
    Das sind ja wieder interessante Ansichten!
    Zu der Zeit wurde aber noch reell gegerbt. Wenn ich da an die heutigen Methoden denke und an die armen Kinder in Indien und anderswo ;-(
    Solche alten Häuser mit Aufschriften wie "Dein" Haus vom Schulze gibt es auch bei uns noch, aus denen man erahnen kann, was darin wohl einmal beheimatet gewesen sein mag. Wie lange sich manches doch hält! Ansonsten scheint es unbewohnt?

    Bei uns ginge es nicht anders als mit dem Auto in die Stadt zu fahren. Meist hat man immer was zu transportieren und das alles zu Fuß und per Bus, der alle Stunde mal fährt *puhhh* noch dazu bei Wind und Wetter …. und meist komme ich nur zu zweckdienlichen dorthin, da habe ich dann nur das Handy dabei …. aber im Archiv lagern noch einige Bilder dieser Art, sofern ich mal dazu komme … Den Stadtmauerrest, von dem ich hoffe, daß er noch da ist, habe ich aber auch noch nicht besuchen können. Meist führen mich meine Wege anderswo hin. Aber irgendwann kommt das sicherlich noch ….

    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
    Sara

  • jahreszeitenbriefe

    Schön, so "en passant" mir schon bekannte Gassen in Freiberg noch mal durch deine kundigen Augen zu sehen und mehr darüber zu erfahren. Macht Lust auf den nächsten Spaziergang… Und wenn Lotta sagt, man könne in der Gaststätte gut essen, dann wird die wohl auch mal ausprobiert! Lieben Gruß nach Freiberg – Ghislana

  • glückszaubermädchen

    Liebe Sigrun,
    was für schöne Bilder! Ich mag ja alte Gebäude sehr gerne, weil sie scheinbar immer so viele Geschichten zu "erzählen" haben und man immer ins Träumen kommt, wenn man sie sieht!
    Liebe Grüße,
    Sarah

  • Meriseimorion Mosaike

    Liebe Sigrun,
    wieder so ein schöner Stadtrundgang, der mich noch neugieriger auf Freiberg macht!!
    Herrliche marode Schönheiten hast du dort eingefangen.
    Mit wie viel Liebe zum Detail früher gebaut wurde, wunderschön!!!
    Ich wünsche dir ein schönes Wochenende!
    Liebe Grüße
    Kerstin

  • mano

    was für ein interessanter bericht!! das haus von emil schulze ist wirklich eine schönheit. wenn ich solche gebäude sehe, denke immer, sie sollten – so wie sie sind – gesichert und gar nicht renoviert werden und dann als anschauungsbeispiel für alte zeiten dienen. gern mit innenbesichtigung!!
    gerbergassen oder -straßen gab es ja in fast jeder stadt. die gerber gehörten ja zu den "unreinen" und "anrüchigen" handwerken, weil durch die verarbeitung von tieren erhebliche geruchsbelästigungen, wasserverschmutzungen und krankheiten ausgingen. ich muss dabei immer an patrick süskinds "parfum" denken. er hat die arbeit der gerber in paris so authentisch beschrieben, dass mir heute immer noch schlecht wird, wenn ich daran denke…
    zu gern würde ich mir das alles mal in freiberg anschauen!!
    liebe grüße von mano

  • Kathinka

    Schön, daß es bei euch in der Stadt noch so viele alte Häuser gibt. Wieder ein interessanter Post! Ich hoffe, die werden alle restauriert und nicht irgendwann abgerissen. Hier in Hannover ist ja von alten Zeiten nicht viel übrig geblieben und einige Bauten, die den Krieg überstanden hatten, wurden abgerissen, weil etwas Anderes auf den Grundstücken entstehen sollte. Sehr bedauerlich!
    VG Kathinka

  • Jutta

    Liebe Sigrun,

    wunderschöne alte Stadtansichten hast Du zusammengestellt. Da erinnern viele schöne Häuser noch an frühere Zeiten. Ich hoffe, sie bleiben erhalten. Es ist schon soviel an alten Gebäuden verschwunden und das ist dann unwiderbringlich verloren.

    Liebe Grüße
    Jutta