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Artenvielfalt im Garten erhalten – was kann ich für Schmetterlinge tun?

Von 29.04. bis 6.05.2019 trafen sich in Paris die Mitglieder des Biodiversitätsrates, um eine Gesamtbewertung der globalen Lage hinsichtlich der Artenvielfalt und ihrer Bedrohungen abzugeben. Ergebnis…es steht sehr schlecht um die Artenvielfalt. Rund 1 Millionen von geschätzten 8 Millionen Tier- und Pflanzenarten weltweit sind aktuell vom Aussterben bedroht. Klimawandel scheint nicht mehr das einzige Schreckenswort unserer Gesellschaft zu sein. Es heißt nun auch noch Artensterben.

© Bergblumengarten – Kleiner Perlmuttfalter im Garten

Artenvielfalt für spezialisierte Schmetterlinge

Genau wie bei den Wildbienen gibt es auch die Nicht-Allerwelts-Tages- bzw. Nachtfalter, die nur auf eine Pflanzenart spezialisiert sind. Fehlt diese Pflanzenart, stirbt der zugehörige Schmetterling aus. Damit meine ich also nicht Tagpfauenauge, Distelfalter, C-Falter, Kleiner Fuchs oder Admiral. Ihre Raupen fressen sich durch Brennnesseln durch, die man als Stickstoffanzeiger noch recht häufig findet. In einem blütenlosen Garten ohne jegliche Wildkräuter und von aufgeräumter Landschaft umgeben, wird man aber nicht mal mehr diese Arten finden.

© Bergblumengarten – Distelfalter am Lavendel

Ganz ausgeprägt spezialisiert sind z.B.die Bläulinge, die ihre Lieblingspflanze schon im Namen mit sich bringen. Hier mal eine kleine Auswahl:

  • Fetthennen-Bläuling
  • Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling
  • Großer Wiesenknopf-Bläuling
  • Lungenenzian-Ameisenbläuling
  • Kreuzenzian – Ameisenbläuling
© bergblumenagarten – Kleiner Feuerfalter an Bergminze kommt häufig in den Garten

Falls mir ein Bläuling im Garten begegnet, bin ich total glücklich und noch besser, wenn er eine Blüte gefunden hat auf der er sich niederlässt, bereit zum Fotoshooting.

© Bergblumengarten – Bläuling an Schafgarbe

Raupenfutterpflanzen für spezialisierte Schmetterlinge

© Bergblumengarten – Zitronenfalter an Skabiose

Faulbaum und Kreuzdorngewächse für die Raupen des Zitronenfalters

Der Zitronenfalter kann häufig in unseren Gärten beobachtet werden. Er ist sogar der erste Falter, den man oft schon im Februar zu Gesicht bekommt, da er als Falter überwintert und schon ab 10°C aus seiner Froststarre erwacht und losfliegen kann. Wenn er in den Gärten nichts findet, fliegt er in den Wald und sucht dort nach Lerchensporn, Seidelbast, später auch Blut-Weiderich, Kratz- und Kohldistel.

© bergblumengarten – Zitronenfalter an Sonnenhut

Die Raupen des Zitronenfalters sind recht wählerisch. Sie benötigen den Faulbaum oder Kreuzdorn-Arten.

Die Falter akzeptieren ein ganzes Blütenspektrum von Löwenzahn bis Nachtviole (gerade gekauft). Aber ohne Raupen keine Falter. Der Zitronenfalter ist dennoch nicht bedroht. Er und seine gefräßigen Raupen finden ausreichend Nahrung und Lebensräume zum Überleben. Oft sehen wir ihn ganz zeitig im Frühjahr, da er so gut an die Überwinterung angepasst ist, dass er mit seinem Frostschutzmittel im Körper einfach an einem Ast hängend, überwintern kann.

Wilde Möhre für den Schwalbenschwanz

Während die Falter des Schwalbenschwanz ebenfalls verschiedene Blüten anfliegen, besonders gern in leuchtenden violetten Farbtönen, wie Rotklee, Sommerflieder, Glockenblumen, Kronen-Lichtnelke oder Blaukissen, benötigen die Raupen unbedingt Doldengewächse. Früher gab es auf den ungefähren Wiesen eine große Vielfalt an blühenden Doldenblütlern. Das sind Schwalbenschwanz-Habitate.

© Bergblumengarten – Schwalbenschwanz der Frühjahrsgeneration am Blaukissen

Die Raupen der Schwalbenschwänze fressen sich gerne durch Dill, Gewürzfenchel, Wiesen-Kümmel, Kümmel, Petersilie, Engelwurz-Arten, Gartenmöhre und Wilde Möhre. Natürlich wollte man sie früher im Garten loswerden, da man häufig Möhren angebaut hat. Die Chemiekeule war daher das Wundermittel im Gemüseanbau zu Hause. Heute überlässt man das überwiegend der großflächigen Landwirtschaft, kauft die Karotten im Supermarkt und wundert sich, warum man keine Schwalbenschwänze mehr im Garten sieht.

Dabei kann man Schwalbenschwänze wunderbar im Garten fördern. Kennt man die genannten Nahrungsquellen und Lebensräume, hat man gute Chancen, die wunderschönen grün-bunt-gemusterten Raupen zu entdecken.

Häufig findet man sie in der Nähe von Bergen, die das für die Paarung typische Hilltopping ermöglichen, wie am Erlanger Burgberggebiet oder am Walberla in der Fränkischen Schweiz. Obwohl Walberla und Burgberg einige Kilometer von Röttenbach entfernt sind, finden wenige Schwalbenschwänze auch im im Frühjahr/ Sommer den Weg zu mir. Leider konnte ich noch nie eine Raupe im Garten finden. Vermutlich passt doch etwas nicht, was der Falter benötigt. Das ist gar nicht so einfach.

Ich versuche dieses Jahr (update 2022) neue Lebensräume durch wiesenähnliche, ungemähte Staudenwiesen aus Wildpflanzen kombiniert mit Kräutern, anzulegen. Ich gebe noch nicht auf.

Die Fledermäuse sind dagegen häufig bei mir – sie überwintern gerne in den Höhlen der Fränkischen Schweiz.

Schachbrettfalter – Falter des Jahres 2019

© SigrunHannemann/ Schachbrettfalter hinter Weppersbach/ Aischgrund

Der BUND NRW Naturschutzstiftung hat den Schachbrettfalter (Melanargia galathea) zum Falter des Jahres 2019 gewählt. Warum macht man gerade auf diese Art aufmerksam?

Magere Wiesen für den Schachbrettfalter

Der Schachbrettfalter benötigt möglichst nährstoffarme, magere aber blütenreiche Wiesen, die bis Ende Juli noch nicht gemäht worden sind. Nur dort lassen die Weibchen ihre Eier zu Boden fallen. In Deutschland findet man dagegen überwiegend intensiv gedüngte Fettwiesen in der Landwirtschaft. Der Hausgarten bietet meistens auch nicht diese Bedingungen, denn das Ideal blütenloser ‚Englischer Rasen‘ wie noch häufig in Gartenzeitschriften empfohlen, muss jetzt im Frühjahr und im Herbst gedüngt werden, und davor noch vertikutiert und einmal wöchentlich gemäht….das schließt ja schon mit wenig Überlegung diesen Falter aus.

© pixabay/ user:4924546 – Schachbrettfalter nachts schlafend

Hilfe für den Schachbrettfalter

Anlegen von wirklich abgemagerten (unter Zugabe von Sand oder Schotter) Wiesenstandorten mit heimischen Blüten (keine exotischen Mischungen) und Mahd nicht vor Ende Juli, möglichst dann per Sense, wer es noch beherrscht. Oder einen Sensen-Lehrgang besuchen.

Lieblingsblumen für den Schachbrettfalter sind Flockenblumen-Arten (siehe Foto Seitenleiste) und die bei fast allen Schmetterlingen beliebte Tauben-Skabiose.


Hilfe für den Artenschutz im Garten

Man kann sehr viel im eigenen Garten tun, um Schmetterlinge zu fördern, selbst wenn man geglaubt hat, dass sie verschwunden sind. Mit den entsprechenden Pflanzen und etwas Glück werden sie wieder kommen.

Deshalb…eine Bitte an die Baden Württenberger…geht am 19. Mai 2019 in Stuttgart zum Start für das Volksbegehren Artenvielfalt unterschreiben: Dachterrasse des Züblin-Parkhauses, Katharinenstraße) . Die Bayern haben es vorgemacht, dass man es schaffen kann.

Es ist so wichtig wie noch nie.

Im Bild ganz oben ist der nicht gefährdete Perlmuttfalter (Rote Liste D) zu sehen. Auch für ihn kann es irgendwann zu spät sein, wenn weiter Pestizide auf dem Acker verteilt werden. Er lebt an den mageren Randstreifen der Felder.


Ergebnisse zum Volksbegehren Artenvielfalt in Bayern

Tagesspiegel: Eine Million und eine bedrohte Art – Bericht zur Artenvielfalt

Google-Suche: Artenschutzkonferenz Paris 2019

Artenhilfsprogramm für gefährdete Schmetterlingsarten vom LBV Bayern

Weiterführende Literatur/ Quellen:

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14 Comments

  • Margit

    Es ist wichtig, dass wir uns alle einsetzen. Die Natur braucht den Menschen nicht… sieht wird sich immer wieder erholen. Nur für den Menschen könnte es irgendwann knapp werden!
    Man kann natürlich nicht für jedes Insekt etwas Geeignetes pflanzen… aber ein jeder kann ein wenig dazu beitragen!
    Viele Grüße von
    Margit

  • Krümel

    Hallo Sigrun,
    danke für den Hinweis zum BaWü-Volksbegehren. Termin ist schon eingetragen.
    Vor zwei Wochen wurde in unserer Nachbarschaft der nächste Steingarten angelegt: eine große, rosane Steinfläche mit einem versteinerten Baumgerippe als Kunstobjekt in der Mitte. Wie sinnbildlich… Manche Menschen kapieren es einfach nicht.
    Zwar hat Margit recht wenn sie sagt dass wir als Private nicht jedes Räupchen retten können, aber so ein bisschen können wir auch tun. Im Großen muss allerdings ZWINGEND die Politik dran und dann müssen ENDLICH Gemeinden und Landwirte in die Pflicht genommen werden. Anders kriegen wir das nicht mehr gedreht.
    Liebe Grüße,
    Krümel

  • Elke Schwarzer

    Hallo Sigrun,
    und die Nachbarn haben am Wochenende neuen Bambus gepflanzt (ich hoffe, dass der immerhin keine Ausläufer macht) und die Beete zugunsten von Rasen noch weiter verkleinert. Immer wenn man denkt, jetzt müsste jeder begriffen haben, dass man was für Insekten tun muss, wieder sowas…
    Immerhin das Null-Euro-Beet macht gerade großen Spaß. Wenn es wärmer wird, sieht man dort hoffentlich auch bald viele Insekten. Die tapferen Hummeln fliegen jedenfalls trotzdem.
    VG
    Elke

  • Claudia

    Liebe Sigrun,
    herzlichen Dank für diesen wertvollen Beitrag und die tollen Bilder!
    JA, ein jeder kann etwas dazu beitragen, daß die Vielfalterhalten wird!
    Auch in unserem Gärtchen sind mehr Stauden eingezogen, die als Bienen – und Schmetterlingsnahrung gelten, und man merkt es auch mittlerweile! Bläulinge haben wir auch, aber leider ist mir da noch kein Foto geglückt… mal sehen, wie es in diesem Jahr wird :O) ICh bin auf der Lauer :O)
    Ich wünsche Dir einen schönen und zufriedenen Tag!
    ♥ Allerliebste Grüße, Claudia ♥

  • kleiner-staudengarten

    Liebe Sigrun,
    mit deinem Post hast du daran erinnert, dass jeder Einzelne etwas gegen das Artensterben tun kann und vor allem seinen Garten nicht in eine Stein-oder Schotterwüste verwandelt. Ich hoffe, dass meine Stauden von Insekten und Schmetterlingen wieder gut angenommen werden.
    Ich drück die Daumen, dass der Phlomis in diesem Jahr bei dir blüht.
    Lieben Gruß, Marita

  • Rosi

    diese Schottergärten sind wirklich zu öde
    und unsere Nachbarn fangen auch mit dem Blödsinn an
    ich habe an meinem Insektenhotel dass schon so lange hängt die erste Biene gesehen
    ich muss morgen mal nachschauen ob sie wirklich eingezogen ist 😉
    der Regen hat ja aufgehört

    schöne Bilder hast du mitgebracht und sehr interessante Ausführungen

    liebe Grüße
    Rosi

  • Alisa

    Die Artenvielfält ist sehr wichtig, wir merken das jedes Jahr im Hotel Passeiertal wenn wir die tolle Natur sehen. Wir persönlich pflanzen jedes Jahr Blumen für die Bienen auf unserem Balkon 🙂

    Liebe Grüße

  • Wolfgang Nießen

    Liebe Sigrun,
    ein sehr guter Post. Mir ist es immer wichtig, dass sich in unserem Garten auch alle möglichen Tiere wohl fühlen. Danke für den Link unter dem Mähroboter. Dass wusste ich noch gar nicht. Aber wir lassen den Roboter sowieso nicht Nachts oder in der Dämmerung laufen. Und er läuft auch nicht jeden Tag, sondern nur zweimal in der Woche, und er läuft auch nicht, wenn wir nicht da sind.
    Ich wünsche Dir einen schönen Start in die Woche.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

  • Karen Heyer

    Liebe Sigrun,
    wenn wir mit unseren Gärten auch nicht die alleinigen Retter der Artenvielfalt sein können, so hilft es der Tierwelt doch ungemein. Ich kann durch 2 Jahre lang konsequentes Wandeln in die richtige Richtung im Garten eine deutliche Artenzunahme verzeichnen. Endlich sehe ich im eigenen Garten mal Bläulinge. Der Schwalbenschwanz hat sich leider noch nicht blicken lassen trotz guter Futtergrundlagen. Ob es an den fehlenden Bergen liegt?
    Liebe Grüße
    Karen

  • Barbara Gerlach

    Liebe Sigrun,
    da habe ich gerade eine wieder mal was dazu gelernt.
    Vor lauter Wildbienen vergesse ich manchmal die Schmetterlinge. Dabei sind sie so wunderschön.
    LG Barbara

  • jahreszeitenbriefe

    Den Post lasse ich mir natürlich nicht entgehen… und ich hoffe sehr, wenn erst die Flockenblumen wieder blühen (ich hab hier im Schulgarten solche mit derben feinen grauen Blättern, violett blühend, ich müsste sie mal sicher bestimmen), auch den Schachbrettfalter wieder im Schulgarten zu entdecken. Bläulinge waren schon aufgetaucht und Kleine Feuerfalter, auch bie mir im Garten… Am meisten verbreitet sind hier immer noch Weißlinge, Admiral und Pfauenauge, die sieht man öfter… Früher hatte ich den Garten voller Landkärtchen, die sind ganz verschwunden ;-(, sie waren immer am Oregano, der ist auch immer noch da, aber keine Landkärtchen… Ich erinnere mich an den Besuch einer jungen Frau vor Jahren hier bei mir: „Hier gibt’s ja noch Schmetterlinge…“ Hoffentlich noch lange… Lieben Gruß Ghislana