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Indische Besen

Die letzten Tage hat Tauwetter eingesetzt, der gesamte Schnee ist vom Dach gerutscht und ich kann mich langsam auf die Suche nach den ersten Frühlingsboten machen.
Eine Sache wollte ich aber noch schnell erklären, bevor es endgültig vorbei ist mit dem Winter.

Das sind die Indischen Besen in meinem Garten. Wenn ich meine zusammengebundenen Grasbüschel anschaue, denke ich manchmal an die Zeit in diesem exotischen Land zurück, in der ich vieles nicht verstanden habe.

Indien ist ein Land, das in seinem Müll zu ersticken droht. Überbevölkerung, Armut, Umweltverschmutzung. Man kann es nicht beschreiben, man muss es sehen und riechen, um eine Vorstellung zu haben. Dennoch gibt es sie, die Bemühungen, das Land zu putzen. Jeden Morgen fegen Millionen von Indern mit seltsamen Besen den Boden. Das ritsch-ratsch habe ich noch heute im Ohr. Viel Staub hat es gemacht, aber sauber? Konnte es einfach nicht werden.

Die Besen werden aus Grasbüscheln gefertigt. Ein sehr umweltfreundlicher, nachwachsender Rohstoff. Weil die Besen deshalb aber nicht lange hielten, gab es immer Arbeit und Neue mussten gefertigt werden. Wenn man nicht aufgepasst hat auf seine Besenproduktion, konnte es schon passieren, dass eine hungrige Kuh mal keine Plastiktüten oder Kartons gefressen hat, sondern die leckeren frisch gebundenen Besen.

20 Jahre ist das schon her, dass ich die Indischen Besen fegen gehört habe. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, dass ich mir dort den Winter gewünscht hatte. Weihnachten unter Palmen war schon etwas eigenartig.

Abb.: संमार्जनी । Hyderabad – హైదరాబాద్,  حیدرآباد, Andhra Pradesh
[Bildquelle: Peter Gibbons. — http://www.flickr.com/photos/92631888@N00/3075762628/. — Zugriff am 2010-09-29. — Creative Commons Lizenz (Namensnennung, keine Bearbeitumg)]

Im Jahr 2019 würde ich gerne wieder nach Indien fahren. Dann möchte der derzeitige indische Premierminister es geschafft haben, Indien vom Image des schmutzigsten Landes der Welt zu befreien.

„Bis 2019, dem Jahr des 150. Geburtstags von Freiheitsheld Mahatma Gandhi, soll Indien sauber werden. Der 2. Oktober ist der Geburtstag Gandhis.“


Mehr zur Aktion ‚MycleanIndia‘ bei Spiegel-Online.

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Ergänzung zum Post: Ich habe 1993/94 für ca. ein Jahr in Indien, in der Nähe von Bombay, dem heutigen Mumbai, gewohnt. 

21 Comments

  • Claudia

    Liebe Sigrun,
    in Deinem Garten sieht es noch sehr windterlich aus, aber schön! Die zusammengebundenen Gräser sind herrlich und erinnern wirklich an Besen. In Indien war ich zwar noch nie, aber ich kenn Bilder aus Berichten und Dokumentationen :O)
    Ich drück Dir die Daumen, daß Du 2019 wieder dahin fahren kannst!
    Ich wünsche Dir noch einen wunderschönen und gemütlichen Abend!
    ♥ Allerliebste Grüße , Claudia ♥

  • G. Kaiser

    liebe Sigrun,
    das war jetzt sehr interessant!
    Es hört sich so an, als wärst Du länger in Indien gewesen.
    Bei uns wäre auch Tauwetter und Sonnenschein angesagt gewesen, aber nichts dergleichen, es schaut immer noch so aus wie letzte Woche. Der Schnee ist allerdings auch vom Dach gerutscht und hat gleich einen Balkenbruch beim Pavillion verursacht. Ansonsten herrscht ein dicker Nebel und es ist immer noch eisig kalt.
    ich wünsche Dir noch einen schönen Abend
    liebe Grüße
    Gerti

  • Nadia

    Liebe Sigrun,
    Was für ein interessanter Post! Die Bilder von Deinen "indischen Besen" im Garten haben mich schon fasziniert (und mich daran erinnert, dass ich dieses Jahr einige Gräser in meinen Garten pflanzen will. Deine Schilderungen über das Leben in Indien haben mich dann aber richtig gefesselt. Vielleicht magst Du und ja noch ein bisschen mehr erzählen? Ich würde Dir sehr gerne zuhören – oder besser gesagt "zulesen". 🙂 Wie lange hast Du in Indien gelebt? Hast Du dort gearbeitet? Ich wollte eigentlich auch immer mal hinfahren und herumreisen, aber irgendwie ist es nie dazu gekommen.
    Einen schönen Abend und alles Liebe,
    Nadia
    P.S.: Deine Frage will ich natürlich noch beantworten! 🙂 Mein Daheim ist ein kleines, ländliches Dorf im Suhrental in der Schweiz (Kanton Aargau).

  • Mama Mia

    Ein schöner Post. Er erinnert mich an meine bisher einzige Indienreise vor Jahren, meine beeindruckenste Reise bisher. Heilige Kühe die an Zeitungen oder Plastiksäcken knabbern, die Gerüche unbeschreiblich – du sagst es- muss man einfach gerochen haben. Ekel und glückselige Düfte, eng umschlungen so nahe beieinander. Verrückt war als ich im Zug einen der vorbeigehenden Teeverkäufer mit Händen fragend deutete wohin ich denn nun die Schale von dem Essen geben soll, die ich ebenfalls bei einem der ständig durchwandernden Verkäufer gekauft hatte. Er schüttelte nur verständnislos der seltsamen Frage wegen den Kopf und deutete zum Fenster. Beim Blick raus verstand ich: Einfach rausschmeißen NATÜRLICH, so sah alles den Gleisen entlang auch aus, mitten durch die schönsten Landschaften. Die Selbstverständlichkeit mit der er mir dies deutete…. Das war schon verrückt, und dennoch ist es ein so wundervoll bezauberndes Land. Oder an allen WEeesrändern, wo ständig mal ein Haufen Müll einfach angezündetet und verbrannt wurde wenn er zu groß wurde, zumeist das tolle Plastik aus dem Westen wohlgemerkt. Neben den schwarzen giftigen Rauchschwaden spielende Kinder. Eine andere Entsorgung kannte diese Land einfach bisher nicht.
    Danke das Du mir ein bisschen Erinnerung daran beim Lesen geschenkt hast!
    GLG, MamaMia

  • Flottelotta Blau

    Ich war noch nie in Indien, aber ich stelle mir auf jeden Fall eine sehr große Bevölkerungsdichte vor…und entsprechend viel Lärm und eben auch Schmutz…schön, wenn das Ziel ist, das Land sauberer zu bekommen…LG Lotta.

  • Birgitt

    …das ist sehr interessant, liebe Sigrun,
    so über das Leben in dem mir ganz fremden Land zu lesen…zumal du das ja selber erlebt hast und nicht irgendwo gehört oder gelesen…muß gleich mal nachlesen, was du früher zu Indien schon geschrieben hast,

    lieber Gruß Birgitt

  • Neststern

    Liebe Sigrun, ich war noch nie in Indien und ich glaube, ich würde mich auch niemals alleine trauen, aber ich stelle es mir wundervoll vor, dort gewesen zu sein. Das mit den Besen ist ja wirklich anrührend. Auch dein Bild dazu.
    glg Susanne

  • diefahrradfrau

    Liebe Sigrun,
    sehr interessant, was du da erzählst. Und wie seltsam, dass dich die "Schneebesen" ausgerechnet an Indien erinnern, wo du doch dort den Schnee vermissen musstest.
    Liebe Grüße
    Christiane

  • Margrit

    Ich bin immer wieder erstaunt, wenn ich in den Blogs lese, dass überall Schnee liegt. Wir hatten fast keinen. 🙂
    Indien ist bestimmt ein faszinierendes Land, aber momentan kommen mir zu viele negative Nachrichten von dort und das finde ich sehr schade. Die Menschen dort haben bestimmt ein anderes Verhältnis zu Sauberkeit bzw Schmutz, überhaupt zu vielen Dingen, als wir. Ich denke, das kann man nicht vergleichen. Man muss es wohl erlebt haben. Und das hast du ja.
    Vielleicht kannst du ja wirklich wieder hinfahren, aber ich glaube nicht, dass das Land dann "sauber" in unserem Sinne ist. 🙂

    Viele Grüße
    Margrit

  • Hillside Garden

    Deine Ausführungen über Indien sind sehr interessant. Ich kann mit viel Schmutz einfach nicht umgehen. Indien ist für mich momentan ein no go wegen der Frauenüberfälle und Vergewaltigungen und der dazu erfolgten Rechtssprechung in den Dörfern. Trotzdem – ich würde mich über eine neue Berichterstattung freuen.

    Sigrun

  • *Garten-Liebe*

    Deine "Besen" sehen toll aus. Ich könnte dir auch noch welche anbieten..hi..hi.. Deine Reiseerinnerung dazu ist interessant.
    Ich würde auch gerne mal nach Idien reisen. Es ist sicher ein beeindruckendes Land das viele Spuren hinterlässt.
    liebe Grüsse Eveline

  • Margeraniums Gartenblog

    Weihnachten möchte ich nie irgendwo anders verbringen, als zu Hause! Könnte ich mir überhaupt nicht vorstellen! Indien ist bestimmt eine interessante Erfahrung! Mein Mann ist öfters dort! Als Europäer ist man aber erst mal etwas geplättet! So wurde mir das auf jeden Fall mehrfach berichtet!!!
    Viele Grüße von
    Margit

  • gretel

    Oh je, da braucht's wohl etwas mehr als diese Besen…
    Du hast bestimmt eine sehr interessante Zeit gehabt. Die Schule meines Sohnes hat ein Schüleraustausch-Programm mit Indien. Wir hatten uns beworben, aber sie haben für das nächste Jahr nur Schüler ab Klasse 10 genommen. Schade, wir waren schon ganz aufgeregt und mein Sohn wäre gerne gefahren und ich hatte mich schon heimlich auf einen indischen Austauschschüler bei uns Zuhause gefreut. Vielleicht klappt es später noch einmal.
    Liebe Grüße und schönes Wochenende

  • Tante Mali

    Hab grad geschmunzelt. Schön, dass du das mit einem so dicken Augenzwinkern beschreiben kannst! Will der Premierminister den Kühen beibringen, dass sie Plastiksackerln fressen? :)! Deine Besen sind super! Meine haben ja schon einen Kurzhaarschnitt.
    Hab eine feine Zeit
    Elisbeth

  • Margit

    Ich habe es wieder einmal verabsäumt, die Gräser hier im Garten zusammen zu binden… Sehr hübsch sieht das aus bei dir mit dem Schnee.
    Spannend, dass du ein Jahr in Indien gelebt hast. Das war sicher eine riesige kulturelle Umstellung. Für mich wäre Indien nichts. Ich denke, ich würde dieses enge Nebeneinander von Arm und Reich und die Vermüllung der Umwelt einfach nicht ertragen. Und die vielen Berichte über die grauslichsten Vergewaltigungen, die dort an der Tagesordnung sind, machen das Land auch nicht gerade anziehend als Reiseland. Schade, dabei liebe ich Indische Küche und das spirituelle Leben ist sicherlich ein sehr interessantes.
    Liebe Grüße, Margit

  • Magdalena

    Ich glaube, uns allen fällt es schwer, in solch ungewohnte Welten einzutauchen. Ich kenne Indien nicht, aber mein Mann ist dort gewesen und was ihn am meisten umgetrieben hat, waren die exorbitanten Gräben zwischen arm und reich. Eine meiner Töchter hat in Malawi gearbeitet, dem ärmsten Land Afrikas, die Arbeit bewegte sich zwischen Faszination und Verzweiflung. Solche Erfahrungen holen einen ganz schön auf den Boden, aber faszinierend bleibt es. Schönes Wochenende, Magdalena

  • Kathinka

    Ich habe es leider versäumt, meine Gräser zusammen zu binden, hoffentlich haben sie es überlebt; die meisten waren erst neu gepflanzt. Als Besen scheinen dir mir jetzt nicht sonderlich tauglich angesichts des Mülls auf deinem Foto aus Indien. Ich wußte nicht, daß es das schmutzigste Land ist; ich höre in letzter Zeit nur von den grausamen Gruppenvergewaltigungen, das ist schon abschreckend genug. Ich würde mich auch freuen, wenn du mehr aus deiner Zeit in Indien berichten könntest!
    Viele Grüße
    Kathinka

  • Sara Mary von © Herz und Leben ( © Mein Waldgarten)

    Huch, das hatte ich noch gar nicht gesehen – mußte aber mal eine kleine internette Pause einlegen. 😉
    Ein Freund von uns war auch schon mehrmals in Indien, von daher haben wir per Dia-Vortrag auch einiges mitbekommen, auch da er auf eigene Faust und nicht als der typische Touri da war.

    Ist ja putzig, das mit den Besen und dem Fegen. Viel Staubaufwirbeln, würde ich mal sagen …
    Das ist ja dann tatsächlich schon eine Weile her, seit Du dort warst.

    Na, da bin ich ja gespannt, ob der Premierminister das bis dahin geschafft hat! 😉

    Und wenn ich die Kommentare so lese, was Mama Mia schreibt …. unglaublich! Ganz und gar unvorstellbar, obwohl es solche Zeitgenossen auch hier gibt, die alles aus dem Fenster werfen. Selbst in Wohnhäusern! Deshalb wohne ich ungern in solchen … manche Leute betrachten den Balkon als eine Art Reling, von der aus sie alles "über Bord" werfen können …. aber das soll jetzt kein Vergleich zu Indien sein, wo die Verhältnisse ganz anders sind, es kam mir nur dadurch in den Sinn …

    Wirklich schlimm, auch daß Plastik dort so verbrannt wird! Ich hätte überhaupt Bedenken, in ein so schmutziges Land zu fahren … denn wer weiß, womit man sich da infizieren könnte 😉 Und all die Vorsichtsmaßnahmen, die man da treffen müßte, finde ich unheimlich anstrengend. 😉
    Und diese Frauen-Überfälle sind ganz grauenhaft, ich glaube, mich zieht da nichts wirklich hin 😉 von meinen Flugängsten mal abgesehen (unter denen ich früher noch nicht litt!)

    Liebe Grüße
    Sara

  • Samtpfote FIONA

    Liebe Sigrun,
    besser die Kühe fressen die frischen Besen als all den Müll der herumliegt. 🙂
    Ich selber war nie in Indien kenne es nur aus Beschreibungen, vom Lesen und von Dokus. Die Gerüche sollen auch sehr intensiv sein…und Menschen, Menschen , Menschen! Kommt sicherlich auch darauf an wo man sich in Indien gerade befindet. Das Land ist auf eine Weise so spirituell und auf anderer Weise geschehen da Dinge welche man sich kaum vorstellen möchte. Ein Land das faszinierend und abschreckend zugleich sein kann.
    Es wäre schon toll wenn sich das Bewusstsein der dortigen Menschen für gewisse Dinge erweitern würde damit Veränderungen geschehen kann.

    Liebste Grüessli
    Julia

  • Rostrose

    Liebe Sigrun,
    oh ja, in einigen Regionen Indiens hat mich auch halb der Schlag getroffen, WIE vermüllt alles dort ist – vor allem im Süden des Landes. Die Tempel waren alle schön gefegt mit diesen tollen umweltfreundlichen Besen, aber rundherum und vor allem in den Dörfern hockten die Leute regelrecht auf ihren Müllbergen. Da hilft kein Been, wenn Plastik und Metalldosen so entsorgt werden wie früher die "Teller" aus Bananenblättern, einfach SCHWUPP und WEG! Ob sich das wirklich bis 2019 ändern lässt? In Rajasthan sah es vergleichsweise sauber aus, also vielleicht spricht es sich ja in Richtung Süden durch!?! ;o))
    Alles Liebe & herzliche Lachfaltengrüße
    von der Traude