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Leipzig bei Nacht – Heimat Teil 2

Heimat ist nicht unbedingt dort, wo man zu Hause ist. Auch wenn das neue Zuhause einen neue Heimat werden kann. Jeder empfindet das anders. In unserer Familie ist es typisch, dass der überwiegende Teil seine Heimat verlassen musste, sei es wegen Vertreibung aus Schlesien, wie bei meinem Vater oder bei meiner Mutter, weil sie meinen Vater kennengelernt hat oder wie bei uns aus beruflichen Gründen. Manchmal beneide ich schon meine Geschwister, die immer in Leipzig bleiben konnten.
Sie haben das Umfeld, dass sie geprägt hat, und wo sie aufgewachsen sind, nie verlassen.
Andererseits möchte ich auch die Erfahrung nicht missen, etwas mehr von der Welt gesehen zu haben….da zählt auch der einjährige Aufenthalt in Indien unbedingt dazu. Er hat mich sehr geprägt für meine heutige Lebensweise. Das ist eine andere Nummer, als dort nur seinen Urlaub zu verbringen.
Leipzig ist eine moderne und auch im ständigen Wandel befindliche Stadt. Viele junge Menschen möchten dort bleiben, nachdem sie an der Universität studiert haben. Junge Unternehmen siedeln sich an.
Leipzig ist weltoffen, vermutlich durch die lange Historie des Handelns mit der ganzen Welt.
Ich stand früher mit meinem Bruder auf der Autobahnbrücke und wir haben Ausschau nach Besuchern der Messe gehalten. Wir haben Nummernschilder-Raten gemacht, vor allem bei den Westdeutschen Autos. Großes Staunen über die Vielfalt der Automarken.
Natürlich wollte ich meinem Bruder da nicht nachstehen und hab meinen Blick mit geschärft.
Heute ist die Leipziger Messe in einem neugebauten Messegelände (seit 1996) untergebracht, das auch für mich ‚Neuland‘ ist und großes Staunen verursacht. Das MM des ursprünglichen Markennamens ‚Leipziger Muster Messe‘ ist wieder zu sehen. Das Original aus Beton war allerdings größer und ich vermisse es fast ein bisschen.
Es befindet sich noch am Eingang des alten Messegeländes.
Nach meinem Messebesuch, bin ich anschließend noch zu den Buchläden der Innenstadt gefahren.
In einem der Läden arbeitet meine Schwester und dort sollte auch noch eine Lesung stattfinden.
Ausgangspunkt
Augustusplatz Leipzig
Das ist einer der imposantesten Leipziger Plätze. Auch ein Ort der Begegnungen, viel freier Platz für Konzerte etc.
Blick zum Krochhochhaus mit dem berühmten Glockenturm, einem ehemaligen Bankhochhaus.
Als Kind durfte ich oft warten, bis die Männer oben geläutet haben…
OMNIA VINCIT LABOR
steht unter den Glockenmännern, was so viel bedeutet, wie
Arbeit wird immer siegen…
da gibt es so einen treffenden, lustigen Spruch zu den 3 sächsischen Großstädten
In Chemnitz wird das Geld verdient, in Leipzig vermehrt und in Dresden ausgegeben….:-)))
Im Gewandhaus durfte ich meinem ersten und einzigen Grönemeyer-Konzert lauschen.
 Ich weiß heute gar nicht mehr, wie es gelungen war, dafür Karten zu erhalten.
Grönemeyer lebte sogar ein halbes Jahr in Leipzig (1983), als er in einem Deutsch-Deutschen Fernsehfilm den Robert Schuhmann spielte.
Fasziniert war ich mehrfach von Konzerten mit Kurt Masur als Dirigent und Matthias Eisenberg an der Schuke-Orgel.
Im Dunkeln scheint das größte Deckengemälde Europas ‚Gesang vom Leben‘ von Sieghard Gille durch die Fensterscheiben.
1981 war das Gewandhaus der modernste Bau Leipzigs.
Heute türmt sich daneben die neue Universitäts-Kirche, das Paulinum, noch fremd für meinen Augen.
Die ursprüngliche Kirche wurde leider in frühen DDR-Zeiten (1968) abgerissen, obwohl sie vom Krieg vollkommen unversehrt war.
In der Leipziger Oper gegenüber dem Gewandhaus war ich als Kind das erste mal im Stück ‚Hänsel und Gretel‘.
Ein Stück, das ich als Märchen eigentlich gar nicht mochte, aufgrund des gruseligen Inhalts (ich hab immer gehofft, meine Eltern wollen mich mal nicht loswerden).
Trotzdem war es spannend und ich war stolz, dass ich auch mal mit in die Oper durfte.
Opernhaus Leipzig
Geht man vom Augustusplatz in Richtung Markt kommt man die Petersstraße entlang.
Nein, das ist alles nicht mehr so, wie ich es kenne. 27 Jahre sind seit der Wende vergangen…
aber so starke Veränderungen im Städtebild, wie in den neuen Bundesländern wird man sonst nirgends finden. Und genau das macht es mir so schwierig….das Gefühl Heimat.
Trotzdem mag ich mein ’neues‘ Leipzig genau so, wie das alte…
…das Leipziger Leben…
….man, wie hat der eigentlich das Klavier dorthin transportiert?
„Mein Leipzig lob ich mir, es ist ein klein Paradies und bildet seine Leute.“
J.W. v. Goethe
Diesen Spruch kennt sicher fast jeder…als Leipziger ist man stolz darauf.
Goethe wurde im Leipziger Auerbachskeller zu seinem Faust inspiriert. Die Mädlerpassage sollte man als Besucher unbedingt einplanen….eigentlich alle Passagen…:-)
Habt Ihr was bemerkt? Beim Thema Leipzig kann ich schon ins Schwärmen kommen und noch stundenlang weitererzählen….:-)
Aber ich schlage vor, ihr fahrt mal selber nach Leipzig.
Es gibt noch so viele Ziele, die ich in diesem Post gar nicht alle nennen kann.
Wunderschön ist zum Beispiel das Gondwana-Land mit dem Leipziger Zoo zusammen.
Ich komme immer wieder gerne nach Leipzig und besonders schön ist es natürlich die Familie und Freunde zu besuchen
….das Café Grundmann gehört zwar zum alten Leipzig (1919),
aber ich habe es erst später entdeckt….:-)
Leipzig zu entdecken macht einfach Spaß, auch für mich noch….:-)

15 Comments

  • Claudia

    Liebe Sigrun,
    danke für diese herrliche Führung durch Leipzig bei Nacht! Das sind ganz wundervolle und atmosphärische Eindrücke!
    Ich wünsche Dir nun noch einen herrlichen Tag!
    ♥ Allerliebste Grüße , Claudia ♥

  • Irmtraud Kesselring

    Liebe Sigrun,
    das hat Erinnerungen hervorgerufen. Ich war zweimal in Leipzig und sehr beeindruckt.
    Masur habe ich auch gehört. Hier in Leipzig und dann noch einmal in der Frauenkirche
    in Dresden.
    Du kannst stolz auf deine Stadt sein, auch wenn sie dir nicht mehr das Gefühl von Heimat
    vermittelt. Aber so geht es vielen von uns. Heimat ist da, wo man sich wohlfühlt.
    Einen schönen Resttag wünscht dir
    Irmi

  • gretel

    Wunderbare Bilder und deine Erzählungen dazu sind spannend und interessant.
    Der Spruch ist super :-))))) Könnte echt was dran sein….
    Als ich nach Dresden zurück kam, ging es mir ähnlich wie dir. So viel Neues, da musste ein Heimatgefühl erst mal wieder neu wachsen. Ich bin sehr froh, dass ich nicht hier geblieben bin. Die mehr als 15 Jahre auswärts taten mir gut. Man schaut mehr von oben und weiß Gutes nun besser zu schätzen, erkennt aber auch die Makel deutlicher.
    Liebe Grüße

  • Renate Waas

    Wie schön Du über Leipzig sprichst und erzählst Sigrun – da könnte ich grad die Koffer packen und losfahren!
    Ich war vor langen Jahren dort und mochte es sehr gerne! Leider war der Besuch viel zu kurz.
    Vielen Dank für die äusserst interessante Stadtführung und viele Grüße von Renate

  • Anonym

    Nicht zu vergessen ist der "Coffe Baum" eins der ältesten Kaffee Häuser… kommt nach Leipzig und lernt Land und Leute kennen.
    Meine Heimatstadt ist wirklich sehenswert.
    Andrea

  • jahreszeitenbriefe

    Schöne Bilder und Erzählungen, und vieles war mir nun auch schon ganz vertraut ;-). Aber in der Oper war ich noch nicht… Ja, mit der Heimat ist es ein eigen Ding. Aber sich immer mal auch auswärtigen Wind um die Nase wehen zu lassen, hat eben auch was, es öffnet Sinn und Geist und Herz… Hast du schon mal was über dein Indienjahr geschrieben? Liebe Grüße Ghislana

  • Astrid Ka

    Meine wichtigste Leipzig- Erinnerung: Die Thomaskirche & die Grabstätte von Johann Sebastian Bach. Dort habe ich geweint, denn ich habe mir 37 Jahre nicht vorstellen können, dass ich sie jemals werde besuchen können. Bach war mir eine gewisse Zeit meines Lebens eine große Stütze.
    Den Herbert G. würde ich nun nicht mit Bach verbinden, eher mit Köln, denn dort habe ich ihn als jungen Schauspieler zusammen mit Anna Henkel erlebt – toll! Und ansonsten "Tief im Westen….".
    Wenn man als Kind seine Heimat verlassen musste, ist das ein gewaltiger Einschnitt ( und man kriegt schon mal die Krätze, wenn andere immer davon reden, denn diese Gefühle kann man nicht teilen ;-)).
    LG
    Astrid

  • Rumpelkammer

    wunderbare Bilder und Eindrücke..
    so eine Stadt hat natürlich viel zu bieten..auch an Kultur
    da kommt unsere Kleinstadt nicht mit 😉
    lustig.. gerade heute habe ich die Fotos angeschaut vom Leipziger Zoo
    von 1991…lang ist es her 😉
    man merkt wie dir diese Stadt am Herzen liegt..
    liebe Grüße Rosi

  • Tante Mali

    Oh, wie schön. Erinnerungen werden wach. War oft in Leipzig und hab' es immer sehr gemocht!
    Eine wundervolle Stadtführung!
    Hab eine feine Zeit
    Elisabeth

  • beate grigutsch

    das gewandhaus mit dem brunnen davor ist immer noch ein toller anblick – gerade auf deinem nacht-foto!
    danke für diesen schönen abendbummel!
    mal den bahnwärter fragen ob wir einen kleinen leipzig-stadt-trip machen können 🙂
    xxxxxx

  • Himmel Blau

    Hach…das ist ja Reklame pur…ich bin gerührt. Aber sie ist eben auch schön…meine Heimatstadt…;-). Ich frage mich, warum es "Heimat" eigentlich nicht im Plural gibt..,;-). Ich wünsche dir ein schönes Wochenende! Liebe Grüße, Lotta.
    P. S. Ich melde mich noch…am Wochenende…heute bin ich zu platt…;-)

  • white and vintage

    Liebe Sigrun,
    wunderschöne Bilder von Leipzig bei Nacht hast du gemacht. Ich beneide auch oft meine beiden Geschwister, die in unserem Heimatort bleiben konnten. Dort wo man aufgewachsen ist, fühlt man sich einfach am wohlsten.
    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
    Christine

  • Sara Mary Waldgarten

    Liebe Sigrun;

    auch bei uns in der Familie gibt es Vertriebene – leider durch den Krieg bedingt. Irgendwann wurde aber der spätere Wohnort zur zweiten Heimat. Außerdem wäre die Heimat doch nicht mehr das, was sie mal war, andere, fremde Menschen, viele Häuser stehen in der Form nicht mehr, alles verändert sich permanent. Das sehe ich schon zum Teil an den Stadtteilen, in denen wir mal gewohnt haben. Ich würde dort heute kaum noch jemand kennen. Da fühlt man sich dann trotzdem irgendwie fremd, zumindest, wenn man im Alter da dann wieder hinziehen würde. 😉 Inzwischen verstehe ich immer mehr, wenn viele Älteren sagten "einen alten Baum verpflanzt man nicht mehr".
    Heute herrscht allgemein eine hohe Fluktuation. Aber früher bin ich auch gern umgezogen – es wurde mir schnell langweilig an einem Ort … inzwischen hat sich das alles verändert. Aber es ist schon schön, wenn man an einem Ort bleiben kann, wenn man sich dort wohlfühlt – dann hat man bis ins Alter gewachsene Strukturen.

    Ist ja niedlich, das mit Hänsel und Gretel 🙂 Meine Kinder haben es zu gern gehört …

    Der Mann mit dem Klavier ist auch in unserer Innenstadt manchmal …. sicher nicht der Selbe … aber da hab' ich mich auch schon gefragt – obwohl die ja Rollen unter den Füßen haben.

    Danke für die schönen Einblicke!

    Liebe Grüße auch hier
    Sara