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(M)ein Wilder Garten im Januar

Hier sollte jetzt eigentlich der Jahresrückblick Teil 2 kommen, aber mir ist der ‚Wilde Garten‘ von Ghislana dazwischengekommen.

Da der Schnee seit gestern gerade am Wegtauen war, und weiterer Schneefall sich angekündigt hat, bin ich gleich auf Motivsuche durch den Garten geeilt und habe überlegt, an welchen Stellen ich denn einen wilden Garten habe. Im Januar muss ich gar nicht lange suchen, denn aufgeräumt ist er jetzt auf gar keinen Fall.

Im Rasen (oder sollte ich lieber von Wiese reden) sind die letzten Gänseblümchen vom Schnee gefaltet. Der Dezember hatte noch dieses tolle Foto geliefert.

Aber nicht nur um Ordnung geht es beim Thema ‚Wilder Garten‘. Viel mehr darum, ob es im eigenen Garten gelingt, einen naturnahen Garten zu schaffen mit Lebensraum für Vögel und Insekten, Schmetterlinge, Eidechsen, Amphibien. Ob man jedes Unkraut herauszupft oder sich in Gelassenheit übt und sich bewusst macht, dass auch Schmetterlinge Nahrung brauchen, wenn sie noch als Raupe durchs Leben kriechen. Und, dass man auch mal Schädlingen seine geliebte Pflanzen überlässt, wenn man auf Chemie verzichten möchte.

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Mein Kräuterbeet verdient die Bezeichnung ‚Wilder Garten‘ am meisten. Koriander, Borretsch, Pimpinelle, Fenchel und Kapuzinerkresse blühten noch bis November. Brennnesseln sprießen neben den Erdbeeren.

Ich finde es traurig, dass der Lebensraum für Vögel in der Stadt immer kleiner wird. Es ist nun sechs Jahre her, dass durch unseren Neubau die Natur durcheinander geraten ist. Seit dem kann ich selber mit beobachten, wie Kräuterwiesen verschwunden sind, alte Ebereschen und Linden gefällt werden mussten und wie gemischte Blüten- und Beerenhecken von ‚ordentlichen‘ Buchenhecken ersetzt wurden. Fast habe ich ein schlechtes Gewissen, weil man unsere Buchenhecke als Vorbild nimmt. Es war für uns die schnellste Lösung, Hunde vom Grundstücksbesuch abzuhalten, da Zäune bauen hier nicht üblich ist. Sohnemann wird vor allem den Blasenstrauch vermissen mit seinen riesengroßen Knallschoten.

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An unserem Apfelbaum ‚Topaz‘ dürfen die letzten zu klein geraten Äpfelchen immer hängen bleiben.

Im Lavendelbeet ahnt man noch den Sommer. Erst im Frühjahr wird hier alles zurecht gestutzt.

Fetthennen sind beides, Raupenfutterpflanze und Nektar für Schmetterlinge. Daher sehen die Blätter im Sommer bei mir immer ziemlich unansehnlich aus.
Daneben wächst schon eine Weile ein Sämling….ich hoffe, es wird ein Fingerhut…?
Die Königskerze haben die Vögel vorbeigebracht….sie wächst, wo sonst nichts wächst. Auf dem staubtrockenen Boden unter der Fichte. Sie hat so toll geblüht.
Die Vögel haben auch die Sonnenblumen gebracht. Ich hab sie nicht gesät und was Schneckenattacken überlebt, darf wachsen und wird den Vögeln vorgesetzt.
Und da ich oft gefragt werde, wie ich denn das Kiesbeet so sauber halte und so aufgeräumt….
Ich muss euch leider enttäuschen. Gerade jetzt sieht es hier sehr wild aus. 
Dafür hatte ich im Sommer eine Pracht an Astern. Über die Sämlinge war ich selbst überrascht.
Daneben wächst der Frauenmantel. 
Alchemilla-Laub ist im Winter der beste Lebensraum zur Überwinterung von Marienkäfern. Im Frühjahr muss ich immer aufpassen, sie nicht zu zeitig aufzuwecken.
Dieser kleine hier krabbelte schon im Februar herum.
Ich freue mich schon auf ein neues, auch mal wildes Gartenjahr.
2015 wird die Kamera nicht nur die Gartenschönheiten festhalten.
Bei Ghislana gibt es ab sofort am letzten Tag des Monats Neues aus ihrem wilden Garten im Naturpark Dahme-Heideseen in Brandenburg.
Ein Naturgarten in der Stadt…..ist das Ziel.

Es wäre so toll, wenn im Postleitzahlenbereich 0….. mehr Gärten im Netzwerk Hortus Insektorum entstehen würden. Bisher habe ich nur 2 gefunden. Am vorherigen Wohnort Erlangen dagegen sofort einen, die Lilien-Arche.

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18 Comments

  • Neststern

    Da isch selbst keinen Garten habe, lese ich das hier grad mit grosser Spannung. Wundervoll ist so ein Naturgarten, in dem man auch *sein darf* und der einem auch den Raum gibt, darin zu leben. Diese Gärten, denen man so manchmal begegnet… in denen man fast die Schuhe ausziehen muss.. das kommt mir sehr unnatürlich vor. Ich freue mich auf ein wildes Gartenjahr bei Dir:-)
    glg Susanne

  • jahreszeitenbriefe

    Oh, ich kann dir gar nicht sagen, wie mein Herze hüpft nach deinem Beitrag und deiner Verlinkung bei mir. Auja, lasst uns ein wildes Gartenjahr zeigen ;-). Das Lied von den Blättern am großen Sedum kann ich mitsingen…, aber es erholt sich immer und blüht bis in den Winter… Fruchtstände schneide ich auch nie ab, auch sie sind ja Überwinterungsplätze, und man glaubt es kaum, manche Insekten nehmen nur die stehenden… Es ist so toll sich in diese geheimnisvollen Zusammenhänge des Lebensnetzes hineinzugärtnern… 😉 Danke dir und auf bald – Ghislana

  • Elke Schwarzer

    Deine Hecke ist doch gar nicht so schlecht, die Spatzen lieben sowas, Raupen fressen auch dran. Besser als ein Zaun ist die doch in jedem Fall. Du kannst Hohlen Lerchensporn in die Hecke setzen, dann sieht das im März richtig schön aus und die Bienen haben auch was davon.
    Kannst du nicht einen neuen Blasenstrauch pflanzen für den Sohnemann und die Blattschneiderbienen?
    VG
    Elke

  • Jutta

    Liebe Sigrun,

    herrlich sind Deine Aufnahmen und einige Anregungen für mich sind dabei. Mein Garten ist zwar nicht so wild – eine gewisse Ordnung mag ich schon -, aber bei mir wächst auch vieles, was für Insekten und Schmetterlinge einen Lebensraum bietet. Und die eine oder andere Sache kommt sicher im Laufe der Zeit noch hinzu.

    Liebe Grüße
    Jutta

  • Gartenfee

    Hallo Sigrun,
    das ist ja mal wieder ein tolles Projekt, zu dem ich aus meinem Garten auch genügend Bildmaterial liefern könnte. 😉 Ich mag "wilde" Gärten, die der Tierwelt auch etwas zu bieten haben. Wir haben am Ende unseres Grundstücks eine Schmetterlings- und Vogelschutzhecke aus heimischen Wildsträuchern und Wildrosen gepflanzt, die an Wildheit kaum zu toppen ist…leider ist sie im Vergleich zu unserer Hainbuchenhecke extrem pflegeintensiv, d.h. die Sträucher wachsen unheimlich schnell und wir müssen sie fast jedes Jahr ein gutes Stück zurückschneiden, damit sie nicht schwindelerregende Höhen erreicht und gar nicht mehr zu bewältigen ist.
    Hier überwintern die Marienkäfer am liebsten in den eingerollten Blättern der Clematis, da muss ich beim Zurückschneiden im März immer sehr aufpassen…
    Ich freue mich schon auf weitere Fotos aus Deinem wilden Garten!

    Liebe Grüße, Bärbel

  • Kathinka

    Liebe Sigrun,
    das war ein sehr interessanter Bericht! Mein Garten ist ja nun recht klein, da muß ich schon so einiges an Wildwuchs in Schach halten..aber aufgeräumt sieht er keineswegs aus, trockene Blätter und Blütenstände bleiben bei mir auch bis zum zeitigen Frühjahr…
    Viele Grüße
    Kathinka

  • Mein Waldgarten (© Herz und Leben)

    Da könnte ich jetzt auch schnell fündig werden, liebe Sigrun, gerade um diese Zeit. 🙂 Aber ich hab' ja auch schon "so" immer mal Wildes und freue mich z.B. ungemein auf den Kaukasischen Beinwell, der blau blüht. Ich hoffe, daß er gut angegangen ist. Bei mir ist es das große Interesse an Phytotherapie, die mir/uns schon oft geholfen hat und das, obwohl ich früher einmal so gar nicht daran glaubte. Doch durch meine Heilpraktiker-Ausbildung stieß ich dann noch einmal drauf und entdeckte, daß viele gängige Medikamente auch nichts anderes enthalten.
    Aber nur wild wäre mir auch zu wild, daher muß alles in gewissen Grenzen bleiben, sonst sieht es auch nicht mehr schön aus. Wobei sich das leichter sagt, als es getan ist.

    Buchen finde ich aber auch gut, man kann die jungen Blätter im Frühjahr essen und ab Winter schon die Knospen – die in der Gemmotherapie ja ebenfalls Verwendung finden – eine Art pflanzlicher Frischzellenkur.

    Die Königskerzen finde ich auch immer so schön und die wachsen tatsächlich überall, wenn sie von irgendwoher einfliegen.

    Die Leute mit Stein- bzw. Kiesbeeten (einige Gärten bestehen ja fast nur daraus) bewundere ich auch immer. Ich stelle mir das eine wahnsinnige Zupferei vor, weil das Unkraut im Kies ja besonders auffällt.

    Wir hatten heute leider einen längeren Internetausfall – jetzt hoffe ich, daß die Verbindung stabil bleibt. Selbst mit Smartphone und anderem Netz kam ich nicht mehr rein … woran auch immer das liegen mag …

    Liebe Grüße und noch einen schönen Sonntag
    Sara

  • Banshee Adrian

    Liebe Sigrun,

    ein toller Post ist das geworden. Ich finde es auch schade, das die wilde Natur immer mehr weichen muss, nur weil ein paar Leute denken, es muss alles piekfein und ordentlich sein. Gerade sowas finde ich regelrecht abartig. Vor ein paar Jahren gab es hier in der Stadt auch ein grünes Fleckchen mit vielen Blumen, kleinen Sträuchern, wilden Brombeeren usw. Dann bekam es einer in den Kopf, lies alles abmähen und rausreissen, lies große Steine auf die Fläche legen (… er nennt es Kunst) und das soll nun gefallen. Tut es aber nicht, es sieht einfach grauenhaft aus.
    Ich finde es bewundernswert, das selbst jetzt, in der kaalten Jahreszeit, ein garten noch so schön aussehen kann. Andere nennen es unaufgeräumt und wir nennen es wilde Natur.

    Ich wünsche Dir noch einen schönen Sonntag!

    Liebe Grüße
    Anna

  • Flottelotta Blau

    Wundebar, liebe Sigrun…wer hätte gedacht, dass ein Wintergarten so interessant und vielseitig sein kann…toll…Ich bin gespannt, wie es mit deinem Garten weitergeht! LG Lotta.

  • Bianca N.

    Liebe Sigrun,
    ich freu mich jetzt schon auf die Bilder von 2015. Das Gänseblümchenbild wäre ein tolles Kalenderbild, wirklich schön!
    Ich finde die Bilder sehr sympathisch und schön, find´s besonders klasse, dass die Samenstände etc. den Insekten und Vögeln noch zur Verfügung stehen. Manche räumen ja schon im Herbst ganz akribisch auf. Ich vermisse auch die Vielfalt in den heimischen Gärten, warum muss es (wenn ich hier in die Nachbargärten schaue) statt heimischen Gehölzen fast immer die Thuja-Reihe oder etwas der Art sein?
    Ich freu mich auf die weiteren Bilder!
    Ganz liebe Grüße
    Bianca

  • Kath rin

    Liebe Sigrun, ich finde Deine Bilder klasse. Bei mir ist im Moment alles weiß. Aber ich werde morgen mal schauen gehen, ob ich ein paar Motive finde. Wild ist mein Garten auch alle mal, da ich auch vieles im Herbst nicht gestutzt habe. Eine Buchenhecke haben wir bzw. unser Nachbar auch, ich finde diese jetzt aber nicht so schlecht. Ich glaube darin, wohnen doch recht viele Vögel.

    lg kathrin

  • SchneiderHein

    Liebe Sigrun,
    bei Dir sieht es ganz bestimmt ordentlicher als bei uns aus 😉 Ich bin gestern mal dem Nachbarskater Cäsar an die Ostgrenze gefolgt. Hui, da kommt zur Zeit nur noch er durch – und der Betonweg ist nicht mehr zu sehen. Aber nach ein paar milden Gartentagen liegt das Material irgendwann kleingeschnippelt auf den Beeten oder am Stück auf dem Hochwaldkompost. Die Insekten brauchen diese Rückzugsgebiete. Nur, wenn das Frühjahr zu schnell heraneilt, dann muss ich mich wieder sputen. Denn dann zertrampele ich beim Aufräumen Krokus & Co. Jedes Jahr ist eben anders. Und gärtnern nach dem Kalender ist inzwischen totaler Quatsch in unserer Region. Gärtnern mit dem Wetter trifft es eher. Denn Marienkäfer sah ich im letzten Jahr auch sehr früh. Und Schnecken waren fast das ganze Jahr aktiv …
    LG Silke

  • gretel

    Das ist sehr interessant und spannend – mal sehen was sich tut. So wild habe ich deinen Garten wohl noch nie gesehen.
    Liebe Grüße

  • Rostrose

    Liebe Sigrun,
    es gefällt mir sehr, dass es in deinem Garten auch wild hergehen darf und du damit Lebensraum für mache wilde Pflanze und für Tiere schaffst oder erhältst! Unser Garten ist auch ein "Mischmasch" an gepflegten und dann wieder an wilden Bereichen, ich glaube, es fühlen sich hier einige Krabbler und Flatterer ziemlich wohl…
    Ich hab mich sehr über deine lieben Worte zu meiner Lachfaltenrettungsaktion gefreut! Danke auch für deinen Hinweis bezüglich des Logos in der Seitenleiste – allerdings hat der Link rechts oben bei mir funktioniert… Könntest du bitte nochmal versuchen, auf das Lachfalten-Logo zu klicken (?), vielleicht war das nur ein kurzer Ausfall… Ich hoffe jedenfalls, dass es nun auch bei dir klappt!
    ….._██_
    ╠╣‹(•¿•)›..H A P P Y
    ╠╣..(█)… N E W
    ╠╣…/ I …. Y E A R
    und herzliche rostrosige Grüße
    Traude

  • Nadia

    Liebe Sigrun,
    was für ein toller Post! Ein Thema, das mich sehr interessiert. Wir wohnen zwar auf dem Land, aber selbst hier haben gewisse Tierarten einen schweren Stand. Seit letzten Sommer habe ich angefangen, mich etwas intensiver mit diesem Thema auseinanderzusetzen, und obwohl mein Garten noch sehr, sehr jung ist, habe ich wieder Änderungen und "Verbesserungen" vorgenommen. Aufgeräumt und sauber sieht zwar sehr hübsch aus und ist auch in Ordnung – aber es muss ja nicht das ganze Grundstück piccobello sein, die eine oder andere "unordentliche" Ecke schadet uns Menschen nicht und tut den Tieren sehr gut. Du kannst Dir sicher vorstellen, wie sehr ich mich gefreut habe, als ich im letzten Spätsommer Frösche und Salamander in meinem Garten entdeckt habe. :-))
    Dir alles Liebe fürs 2015 und ich bin sehr gespannt, wie es mit Deinem wilden Garten weitergeht.
    Herzlichst,
    Nadia

  • Fingerhut

    Hallo Sigrun,
    das Thema 'Wilder Garten' finde ich toll. Da wir eher stadtnah wohnen sind in unserer Umgebung die Gärten teilweise wie geleckt. Da gibt es kein Blättchen im Winter auf den Beeten. Was nicht selbst gepflanzt wurde wird entfernt. Unser Garten wird da oftmals missbilligend beäugt. Nun, ich werde mich und unseren Garten trotzdem nicht ändern.
    Über Deinen Kommentar bei mir musste ich lachen. Du hast natürlich Recht, der Text über dem Bild legt Deinen Schluss nahe, aber unser Minteich hat nicht Gießkannengröße. Es sind zwei Weinfässer neben der Gießkanne.
    Liebe Grüße
    Elke