Rezension – Mit Kaltanbau zu grünen Wundern
Für ganzjährige Erntefreude und robuste Pflanzen von den schwedischen Autoren Theres Lunden und Johannes Wätterbäck
Nachdem ich den Buchtitel „Mit Kaltanbau zu grünen Wundern“ im Sommer 2024 in der Buchankündigung gelesen hatte, war ich mir sicher, hier gibt es ein neues interessantes Buch zum Gemüseanbau im Winter. Und das unter nicht ganz einfachen klimatischen Bedingungen, wie man sie aus Schweden kennt.
Liebe Leser, ihr dürft euch bei diesem Buch auf deutlich mehr Gartentipps, als nur zum Gemüseanbau freuen. Gleich zu Beginn wird die Leidenschaft der Autoren zur eigenen Staudenvermehrung deutlich. Das Thema gibt es noch nicht so oft in Gartenbüchern. Es ist ein Thema, das Geduld erfordert, aber seitdem es die Slow Flower Bewegung gibt, ist Slow Gardening eine tolle Ergänzung zu nachhaltigem, ökologischen und umweltbewußten Gärtnern. Letztendlich hat uns auch Corona sehr in unserem Tun verändert, Lebensmittel und Pflanzen sind teurer geworden und warum dann nicht einfach mal die Pflanzen kostengünstig selber aussäen.
Die erzählerische Rahmenhandlung des Buches gefällt mir sehr gut. So wird man mit dem Garten vertraut, in dem die Familie zu fünft (mit Hund) gärtnert. Johannes hat seine Mutter sehr zeitig verloren, die einen wunderschönen Blumengarten mitten im Wald hingezaubert hatte, der anfangs nur Sommersitz der Familie war. Erst nach dem Tod der Mutter sind sie dauerhaft in dieses Haus gezogen, aber niemand hatte Interesse am Garten – keiner kannte sich mit Pflanzen aus. Das Grundstück verwilderte. Erst mit 21 hat Johannes die Liebe zu diesem Garten entdeckt und er hat plötzlich Überreste des alten Blumengartens seiner Mutter gefunden. Daraus ergab sich seine Motivation zum gärtnern. Anhand alter Fotos und mithilfe professioneller Gärtner fand er zu den Stauden, die seine Mutter gepflanzt hatte.
In neun Kapiteln durchs Gartenjahr – von der Aussaat bis zur Samenernte
Nach einigen einführenden Tipps zu Rahmenbeeten oder ebenerdigen Beetvarianten, organischer Düngung, Bodenbearbeitung und selber gemischten Erden im ersten Kapitel, finden wir im zweiten Kapitel Tipps zur Staudenaussaat im Winter – nach Monaten unterteilt. Es beginnt direkt im Januar, so dass du direkt mit dem Gärtnern loslegen kannst, falls das Buch unter deinem Weihnachtsbaum liegen sollte.
Pflanzen werden aus Samen „geboren“, aufgezogen, sie haben eine Kinderstube und irgendwann darf die Jugend nach draußen. Die Erwachsenen der Stauden etablieren sich im Beet. Genau wie im echten Leben ist diese Bezeichnung der aufwachsenden Pflanzen ein sehr gelungener Vergleich.
Wir fanden immer, wenn unsere Pflege nicht reicht, dann passen die Pflanzen eben nicht in unseren Garten. Offensichtlich hat unsere Einstellung die Pflanzen so sehr erschreckt, dass sie sich angestrengt haben, oder aber Pflanzen halten mehr aus als man denkt.
Ein mutige Einstellung zum Düngen mit organischen Substanzen, falls es den Stauden an Nährstoffen mangelt, bringt den Leser auch zum Erstaunen:
Die einfachste Art, sicherzustellen, dass die Stauden genug Nährstoffe bekommen, ist, in eine Gießkanne zu pinkeln, 7-10 -mal so viel Wasser dazuzugeben und dann mit diesem sogenannten Goldwasser mehrmals während der Saison zu gießen.
Gemüse in der kalten Jahreszeit aussäen
In Kapitel 3 finden wir nun das Thema, Gemüse im Winter auszusäen, was noch schwieriger ist, als das Staudensäen. Eine wunderbare und vor allem auch nötige Unterstützung bietet das Kalthaus, ein ungeheizter Wintergarten oder ein ungeheiztes Gewächshaus, Folienzelt oder ein Frühbeetkasten für die Rahmenbeete. Wer gar nichts zur Verfügung hat, muss etwas später, als im Januar mit der Anzucht beginnen. Die Erfahrung der Autoren, noch zeitiger als Januar mit der Anzucht zu beginnen, hat gezeigt, dass die wechselnden Temperaturen zwischen Kälte und Wärme den größten Misserfolg bereiten. Warme milde Wintertemperaturen lassen die Samen vorzeitig keimen, während sie in folgenden Kälteperioden wieder erfrieren.
Warum nun aber im Winter schon aussäen? Dafür gibt es offenbar reichlich Argumente. Die Pflanzen bestimmen selber, wann die beste Zeit zum Keimen ist. Sie sind robuster und bereits abgehärtet und Schädlinge, wie Trauermücken sind niemals ein Thema. Aus diesen Pflanzen werden gesunde Jungpflanzen, die mehr an Klimastrapazaen aushalten können. Außerdem ist es energiesparender und nachhaltiger ohne Pflanzenlampen auszukommen. Für alle „faulen“ Gärtner gibt es eine Anleitung zur kalten Direktaussaat von Januar bis März.
Im Kapitel 4 wird die Gemüseaussaat von April bis Mai beschrieben. Auf Seite 130 finden wir eine erstaunlich lange Liste, ja ich würde sagen, da finde ich fast alle Gemüsesorten, die mir bekannt sind. Auch die Tomaten scheinen in diese Kategorie zu fallen. Damit erspart man sich jedes langwierige Abhärten, vollgestellte Fensterbretter im Haus und diverse Trauermückenplagen.
Kaltaussaat von Sommerblumen
In Kapitel 5 findet man Tipps, wie einjährige Sommerblumen am besten im Frühjahr ausgesät werden können. Eine lange Liste auf Seite 156 zeigt die besten Sommerblumen, die sich zur Kaltaussaat eignen mit dem bereits erwähnten Schutz eines Kaltgewächshauses oder ähnlichem.
Sommeraussaat von Wintergemüse
In Kapitel 6 geht es um die Sommersaat für die späte Ernte. Auch das ist ja bekanntlich ein kniffliges Thema, die Samen in der heißen, trockenen Periode zum Keimen zu bringen. Wenn man rund ums Jahr säen und ernten möchte, ist einiges an Erfahrung nötig. Die Ernte der Sommersaaten erfolgt in der Kälte und darf deshalb im Buch nicht fehlen.
Ernte, Samengewinnung und Neuaussaat im Herbst
In Kapitel 7 erfahren wir mehr zur Ernte in der Kälteperiode von September bis April. Um nicht alle Gemüse auf einmal ernten zu müssen ist es wichtig, die Kältetoleranzen der Gemüsesorten zu kennen. Aus eigener Erfahrung merke ich, dass es vor allem in einem Gemeinschaftsgarten von großer Bedeutung ist, wie lange Gemüse auf den Beeten bleiben fdürfen, bevor sie zwingend geerntet werden müssen. Auf Seite 220 findest du eine Auflistung, wie lange Gemüse durchhalten: welche geben als erste auf, welche vertragen Temperaturen bis Null Grad, welche vertragen ein paar Frostnächte, welche vertragen Minusgrade auf lange Zeit und welche halten sich gut über den ganzen Winter.
Zum Nachhaltigen und preiswerten Gärtnern gehört es, die eigenen Samen September bis November für die Neuaussaat zu ernten. Mehr dazu erfährst du in Kapitel 8. Die Autoren gehen auch auf zweijährige Gemüsesorten ein, welche Pflanzen sich bei Fremdbestäubung gerne verkreuzen und wie man sortenreine Samen erhält.
Im Spätherbst von Oktober bis Dezember kann auch gesät werden, wie Kapitel 9 erklärt. Besondere Erfolge gab es bei Wurzelgemüse und Knoblauch:
Wir setzten die französischen Sorten ‚Thermidrome‘, ‚Sabadrome‘ und ‚Germidour‘. Wir hatten gelesen, dass man nicht einfach den Knoblauch aus dem Supermarkt nehmen kann. Der kann nämlich mit einem Virus infiziert sein, der die Erde lange Zeit verderben kann. …….
Mein Fazit zum Buch: In diesem Gartenratgeber erfährst du eine Menge Praxiswissen zum Anbau von Gemüse, Blumen und Stauden rund ums Jahr, aber ganz besonders in der kalten Jahreszeit. Da die kalten Monate optimal genutzt werden, verteilen sich die Gartenarbeiten gleichmäßiger übers Jahr und die Pflanzen sind insgesamt viel robuster. Es gibt ja Gärtner, denen es im Januar bereits in den Fingern kribbelt und die bereits die ersten Tomaten aussäen. Was zu dieser Zeit wirklich sinnvoll gelingt, erfährst du in diesem Buch. Ich werde viele Tipps ab kommenden Januar in meinem Mini-Gewächshaus ausprobieren.
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Mit Kaltanbau zu grünen Wundern
29,00 €
264 Seiten | 19,5 x 25,5 cm | Hardcover |
Landwirtschaftsverlag GmbH (LV.Buch)
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2 Comments
Elke Schwarzer
Hallo Sigrun,
der Tipp zum organischen Düngen ist wohl eher was für Männer.
Aber klar, so hat man(n) es früher vermutlich immer gemacht.
Viele Grüße
Elke
Rosi
das klingt sehr interessant
auch wenn ich kein Gemüse anbaue
und nur wenig Platz im Garten habe
für Aussat in der Küche habe ich kein Händchen
und ich habe schon immer gedacht..
die Samen in der Natur haben auch kein warmes Stübchen in der Hinterhand 😉
adventliche Grüße
Rosi