Naturgarten

Bayern blüht Naturgarten – erste Zertifizierungen in Erlangen-Höchstadt

Eine Sache liegt mir schon seit 2019 am Herzen, das Projekt, das anfangs vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium gefördert worden ist, naturnahen Gärten in Bayern die Plakette ‚Bayern blüht Naturgarten‘, als Auszeichnung zu verleihen. Nachdem ich über die Bayerischen Gartenbauvereine von der Aktion erfahren habe, entdeckte ich zufällig, dass man sich für einem Kurs an der LWG (Landesanstalt für Wein- und Gartenbau Veitshöchheim) in Bamberg anmelden kann. Zum Glück gab es noch wenige freie Plätze.

Wenig später erhielt ichallerdings eine Mail mit der Entschuldigung,, dass ich den Kurs leider doch nicht machen könnte, da ich weder Gartenpfleger im Verein des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) wäre, kein Gästeführer und auch keine gärtnerische Ausbildung besitze. So schnell wollte ich aber nicht aufgeben und beim zweiten Anlauf hast man meine Natur-Gartenleidenschaft anerkannt und ich durfte den Kurs absolvieren.

Das war alles 2019 im Juni. Danach fragte ich beim Kreisvorsitzenden des OGV – Landkreis Erlangen Höchstadt (Otto Tröppner) nach, wann es mit der Zertifizierung los geht und ob auch mein Garten gleich die Plakette erhalten kann. Leider ging das nicht, weil ich der einzige Zertifizierter im ganzen Landkreis Mittelfranken war.. Man benötigt aber immer zwei Personen zum Zertifizieren.

Lange Zeit eine Zertifizierung möglich

Nun blieb mir nur noch, abzuwarten. Ich wartete ziemlich lange…bis nach dem Corona-Lockdown. Dann fiel mir plötzlich auf, dass in Bamberg ein Garten nach dem anderen zertifiziert worden ist und in unserem Landkreis immer noch kein einziger. Daraufhin fragte ich bei Wolfgang Settmacher-Krumm vom Kreislehrgfarten Oberhaid an, wie das denn möglich ist. Er hat mir sehr geholfen, die richtigen Ansprechpartner zu finden und dann nahm alles Fahrt auf. Ich rief bei Christine Bender an, die wiederum bei der LWG Veitshöchheim nachfragte und auf einmal ging es los. Vielen Dank Frau Bender.

Der Aufruf, neue Zertifizierer zu finden

Der Kreisvorsitzende Otto Tröppner, schickte eine Rundmail an alle Gartenbauvereine im Landkreis, ob sich nicht jemand finden möge, der sich zum Zertifizieren ausbilden möchte. In letzter Minute fiel mir Arnd Käding von Strauchliebe ein, der sogar fast mein Nachbar ist und Landschaftsgärtnermeister und Naturgartenplaner. In kürzester Zeit hatten wir drei neue Bewerber für einen Kurs Anfang September 2020 in Veitshöchheim. Zwischenzeitlich fand sich sogar ein zweiter Zertifizierer aus Erlangen, der den Kurs bereits letztes Jahr, nach mir, absolviert hatte. Das war der Stefan Strasser…zu dem kommen wir gleich.

Endlich kann es losgehen

Nun sind wir seit Herbst 2020 im Landkreis Erlangen-Höchstadt in der Lage, Gärten für ‚Bayern blüht Naturgarten‘ zu zertifizieren. Inzwischen mit sieben ausgebildeten Leuten.

Gestern Abend war es so weit und endlich durfte auch mein Garten zertifiziert werden. Ich hab mich riesig gefreut, dass sogar Ludwig Wahl, der Bürgermeister von Röttenbach, und ein Redakteur der Nürnberger Nachrichten mit dabei war. Der Fränkische Tag kam etwas später.

Von Links…Otto Tröppner, Stephan Schmöger, Stefan Strasser

Der Garten von Stefan Strasser – Lilienarche in Erlangen

Am Dienstag, 15.09., durfte ich, zusammen mit Stephan Schmöger, vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürth (AfELF), meine ersten beiden Gärten zertifizieren. Zuerst den Garten von Stephan Strasser, Lilienarche in Erlangen.

Nun noch ein paar Fotos aus Stefans Garten und die Erklärung, was ein Naturgarten für Kriterien erfüllen sollte, damit er zertifiziert werden kann.

Stefan Strasser ist professioneller Baumschuler und Garten- und Landschaftsbauer. Als Inhaber der Firma Traumgärten vom Fachmann, plant, gestaltet und pflegt er mit seinem Mitarbeiter-Team andere Gärten. Der Schwerpunkt im Garten- und Landschaftsbau liegt auf dem Thema Lilien und Naturgartenplanung.

Stefan gehört zu den wenigen Berufs-Gärtnern, die keinen Torf mehr für die Aufzucht der Jungpflanzen verwenden. Stattdessen ist er auf die Terra Preta gekommen, die anstelle von Torf dem Gartenboden beigefügt wird und ebenso gut, vielleicht sogar besser, die Feuchtigkeit hält und gleichzeitig düngend wirkt. Man kann Terra Preta selber herstellen, der Topferde beimischen oder direkt zum Einpflanzen im Gartenboden verwenden. Terra Preta gibt es auch käuflich zu erwerben.

Pflanztisch zur Beimischung von Terra Preta mit Beedabei-Kästen

Im Rahmen der Zertifizierung gab es eine kostenlose Gartenführung durch die Lilienarche. Stefan bietet ansonsten regelmäßig Führungen durch seinen Garten an, der sowohl Privatgarten als auch Gartenarbeitsplatz ist.

Weitere Kriterien zur Erfüllung der Kriterien des Naturgarten sind, dass man keinen chemisch-synthetischen Dünger und keine Pflanzenschutzmittel verwendet und eine hohe Artenvielfalt im Garten aufweisen kann. Das sieht man hier auf den ersten Blick. Es gibt Blühflächen mit heimischen Wildblumen, die wirklich auch gebietstypisch für die Region sind und nicht aus einer Samentüte unbekannter Herkunft stammen. Leider passiert letzteres heutzutage sehr oft.

Kann-Kriterien zur Zertifizierung

Die Wiesen werden bei Stefan nur selten gemäht, so dass auch Schmetterlinge schnell eine Kinderstube für ihre Nachkommenschaft finden. Er mäht nicht, wie oft vorgeschlagen, zweimal im Jahr, sondern oft nur aller zwei bis drei Jahre. Das sieht wild aus und ist wunderbar für die Natur in Erlangen-Kriegenbrun.

Ungemähte Wiese – Wiesenelement als Kriterium zur Zertifizierung

In Stefans Privatgarten gibt es die Möglichkeit, gemütlich unter einer Laube zu sitzen und den Gartentieren zuzuschauen. Und davon gibt es zahlreiche im Hortus Lilium, der ebenfalls, wie mein Garten, zum Hortus-Netzwerk gehört.

Am Rosenbogen wächst eine Weintraube, Hopfen und daneben die heimische Echte Berberitze,

Blick über die Anbaufläche mit vielen blühenden Lilien und Stauden
Taglilien

Artenvielfalt und Lebensräume für Gartentiere

Totholzhaufen für Käfer u.a. Insekten

Im Naturgarten ist es selbstverständlich, dass man Lebensräume für die Insektenwelt und andere Gartentiere schafft. Von den sogenannten Kann-Kriterien sollte man jeweils bei den Naturgarten-Elementen mindestens 7 von 14 möglichen Punkten erhalten und das gleiche nochmal für die Kriterien von Bewirtschaftung und Nutzgarten. Daraus ergeben sich 28 mögliche Punkte bei den Kann-Kriterien.

Steinpyramide

Die 7 Kann-Kriterien unter a) Naturgartenelemente:

  • Blumen und blühende Stauden/ Insektennahrungspflanzen (offene Blüten)
  • Gebietstypische Sträucher und Gehölze
  • Laubbäume
  • Vielfalt der Lebensräume
  • Wiese und Wiesenelemente
  • Wildes Eck
  • Zulassen von Wildkraut

Die 7 Kann-Kriterien unter b) Bewirtschaftung und Nutzgarten:

  • Gemüsebeet & Kräuter
  • Komposthaufen
  • Mischkultur – Fruchtfolge – Gründüngung – Mulchen
  • Nützlingsunterkünfte
  • Obstgarten & Beerensträucher
  • Regenwassernutzung & Bewässerung
  • Umweltfreundliche & regionaltypische Materialwahl

Natürlich hat Stefan alle Kriterien vorbildlich erfüllt (28 Smileys) und die Plakette ‚Bayern blüht Naturgarten‘ wurde ihm verliehen.

Mehr Informationen zur Naturgartenzertifizierung findet ihr auf der Seite der Gartenbauvereine Bayern.

Naturgartenzertifizierung Bayern blüht Naturgarten

Stefan Strasser betreibt eine Raritätengärtnerei, die neben Lilien, Hemerocallis und Iris zahlreiche Wildstauden und Wildgehölze vermehrt.

12 Comments

  • kleiner-staudengarten

    Meinen Glückwunsch, liebe Sigrun…das ist ja eine tolle Auszeichnung!!!
    Herrn Kö*ber vom LWG in Veitshöchheim habe ich anlässlich eines Vortrages über Clematis etc. mal in Münster erlebt, das war schon klasse.
    Hab ein feines Wochenende – lieben Gruß, Marita

    • Sigrun

      Liebe Marita,
      Herrn Kôrber im Vortrag zu sehen, ist ein Erlebnis. Ich war letztes Jahr hier in einer Gärtnerei im Nachbarort und er erzählte etwas über bienenfreundliche Rosen. Das war so unterhaltsam….
      LG Sigrun

  • Elke Schwarzer

    Hallo Sigrun,
    gratuliere!!! Das ist auch eine tolle Aktion und sollte viele Nachahmer finden. Gab es bei uns in OWL auch schon, mein Garten würde aber wohl nie zertifiziert werden.
    Viele Grüße
    Elke

    • Eva

      Ganz ganz toll! Da möchte ich irgendwann auch noch hinkommen.
      Finde ich super, dass Du so hartnäckig warst und für deinen Landkreis für diese Möglichkeit gekämpft hast!
      LG Eva

  • Frau Pratolina

    Liebe Sigrun,
    Herzlichen Glückwunsch zur dieser tollen Auszeichnung! Schön, dass es so etwas bei Euch in der Gegend gibt und man so Naturgärten einfach eine Plattform gibt.
    Liebe Grüße
    Steffi

  • Claudia

    Liebe Sigrun,
    auch ich grautliere Dir ganz herzlich dazu! Das ist wirklich eine tolle Sache und Du hast das verdient!
    Ich wünsche Dir einen guten Start in eine schöne neue Woche!
    ♥️ Allerliebste Grüße, Claudia ♥️

  • Elke

    Liebe Sigrun,
    ach was hast du gekämpft und recht hast du und jetzt ist es so weit „Herzlichen Glückwunsch“ grossartig!
    Liebe Umarmung Elke

  • Elke (Mainzauber)

    Herzlichen Glückwunsch, liebe Sigrun. Dass dir das am Herzen lag, spürt man. Ich stehe diesen Zertifizierungen immer etwas zwiegespalten gegenüber. Irgendwie ist das so typisch deutsch. Ich meine, du hast einen tollen naturnahen Garten, du liebst und lebst deinen Garten – wozu braucht es da ein Stück Papier, das dir das beurkundet? Aber dennoch – gratuliere, dass du für dich erreicht hast, was dir wichtig war.
    Herzliche Grüße – Elke (Mainzauber)