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Allgemein,  Gartenreise

Besuch auf der Veggie-Ranch

Irgendwo im NIrgendwo hinter Nürnberg liegt eine kleine Gemüsefarm – die Veggie-Ranch von Nicole Krüger und Christopher Tuchart, die ich im Oktober 2022 entdeckt habe, um mir Anregungen für unsere Solawi in einer echten Marktgärtnerei anzuschauen. Am Wochenende zuvor hatte ich in der BR-Mediathek meine Lieblings-Gartensendung „Querbeet“ geschaut, in der Moderatorin Sabrina die Veggie-Ranch besucht hat, um den Stall der Laufenten mit zu renovieren. Was hatten die beiden für einen Spaß dabei! 

Im Hinterland von Nürnberg

Frisch motoviert landete ich wenig später auf dem Parkplatz, von dem aus man noch ein paar Meter zur Gärtnerei laufen musste. Schon von weitem war das Foliengewächshaus zu erkennen, sonst hätte ich vermutlich am richtigen Ort gezweifelt. Soweit das Auge schauen konnte, nur riesige Felder in der Umgebung von Winkelhaid. Nach 200 Metern begrüßte mich ein Torbogen am Eingang der Ranch und eine Tafel, auf der – liebevoll mit Herzchen versehen – mit Kreide das Tagesangebot aufgemalt war. Äpfel, Kürbis, Blaukraut, Grünkohl, Palmkohl, Pflücksalat, Asiasalat und Spinat. Alles direkt vor Ort angebaut. So eine Vielfalt hätte ich Mitte Oktober gar nicht mehr erwartet. Unsere Solawi im Ort hatte schon seit Ende September Saisonschluss. 

Am Marktstand war außer den Äpfeln und Kürbissen nicht viel zu sehen. Wo war Nicole? Der Blick links vorbei war um so erstaunlicher. In warmen Herbstfarben leuchteten Gemüse und Blumen von den Beeten. Ganz am Ende des Ackers pflückte Nicole gerade für eine Kundin frischen Salat. Ich war im Gemüse-Paradies angekommen. Ich schaute mich inzwischen schon mal in Ruhe um. Die putzigen Laufenten mit ihren langen Hälsen watschelten um den kleinen Stall herum und schnatterten vergnügt.

Im riesigen Folienzelt blühte mehrfach  Strauch-Basilikum in Lila und auf allen Beeten wuchsen Salate und Kräuter. Auf der Freifläche zauberten orange Tagetes, Ringelblumen, roter Grünkohl und buntstieliger Mangold ein fantastisches Bild. Was war das Geheimnis dieser üppigen Beete im Herbst nach dem trockenen, heißen Sommer? 

Die No-dig-Methode als Erfolgsgeheimnis

Als Nicole mit ihrer Kundin fertig war, fragte sie mich: „Kennst du die No-dig-Methode? Charles Dowding?“ Okay, hatte ich irgendwann schon mal gehört. Rückenschonende Beetbearbeitung ohne Umgraben und das Unkraut hat kaum noch eine Chance. Dafür werden die geplanten Beetflächen ( bei Charles Dowding mit Karton) einige Zeit abgedeckt und entweder sofort (bei Pappe) oder später (bei Folie) mit Kompost und Erde bedeckt. Nicole und ihr Lebensgefährte Christopher haben mit dieser Methode seit 2021 ihren alten Acker aus Familienbesitz und die zugehörige Streuobstwiese Schritt für Schritt, aber doch relativ schnell, bepflanzbar gemacht. „Mitte Juni 2022 war Saisonstart für unsere kleine Marktgärtnerei und es gab erste Erdbeeren, Schnittsalate, Zuckerschoten und Kräuter direkt vom Feld“, schwärmte die Bio-Gärtnerin – die zuvor einige Jahre als Radiomoderatorin tätig war – von den ersten Erfolgen. 

Das Geheimnis des erfolgreichem Gemüseanbaus liegt im gesunden Boden – Mischkultur, Mulchen und Gründüngung auf bereits abgeernteten Flächen. Nicole zeigt auf das junge Grün, das gerade überall aus dem Boden spitzt: „Hier keimt der Gründünger, damit die Fläche auch im Herbst und Winter nicht unbedeckt bleibt.“ Die Wege sind gemulcht, so dass man nie auf dem lehmigen Boden laufen muss. Neben den Beeten liegt schon ein langes Vlies bereit, dass entweder als Pflanzenschutz oder in den ersten Frostnächten schützend über das empfindlichere Grün gelegt werden kann.

Die Laufenten dürfen manchmal ins Freiland und helfen fleißig bei der Nacktschnecken-Vertilgung. Es macht aber auch einfach Spaß, diesen putzigen Tieren zuzuschauen.

Biologischer geht Pflanzenschutz kaum noch.

Nachhaltig für das Klima gärtnern

Mit Market Gardening wird Gemüse nachhaltig angebaut und ohne Zwischenhändler direkt vom Feld verkauft. Frisch und ohne Verschwendung, ohne Zwischenhändler. Für überzähliges Gemüse hat Nicole auch Abnehmer. „Unser Gemüse ist manchmal beim örtlichen Restaurant auf der Speisekarte zu finden.“ 

Christophs Leidenschaft ist die Auswahl der unterschiedlichen Saatgutsorten. Er verwendet samenfestes Saatgut alter Gemüsesorten, die man auch selber weiter vermehren kann. Dafür lässt er im Herbst das winterfeste Gemüse auf dem Acker, dass im zweiten Jahr blüht. Die Tomaten sind seine große Leidenschaft. Schon 26 verschieden Sorten hat er 2022 auf der Veggie-Ranch gepflanzt. Hier kann das Saatgut schon der reifen Frucht entnommen werden.

Zum Schluss nehme ich natürlich auch noch etwas mit nach Hause. Die roten Äpfel und ein paar Chili „Lila Lucy“, samenfest natürlich – wandern in den Korb. Abgewogen auf der alten Wage aus vergangenen Zeiten. „Ein Flohmarkt-Fundstück“, lacht Nicole. Das alles hat einen nostalgisch Touch, aber ich denke, wenn wir unser Klima nachhaltig schützen wollen, hat genau das auch Zukunft. Dafür müssen wir als Kunden umdenken und unser Kaufverhalten hinterfragen. Ich nehme die Eindrücke mit und hoffe, dass wir einiges davon in unserer Solawi in 2023 umsetzen können. Klimawandeltauglich und nachhaltig ökologisch gärtnern.

Text und Fotos: Sigrun Hannemann

IG @bergblumengarten/ www.bergblumengarten.de

Veggie-Ranch

IG @veggie_ranch

https://www.veggie-ranch.de/

4 Comments

  • Susanna

    Liebe Sigrun,
    solche Berichte machen doch Hoffnung auf die Zukunft! Ich freue mich, dass so viele junge Menschen inzwischen begeistert nachhaltig gärtnern.
    Das Bild mit der Waage … erinnert mich an einen kleinen Laden, in dem ich als Studentin meine Äpfel kaufte; auch so nostalgisch: zwei alte Damen, die nur an zwei Tagen in der Woche eine wunderbare Auswahl an frischem Obst verkauften, darunter noch viele leckere alte Apfelsorten.
    Die Beete mit den bunten Gemüsen sind ein wahrer Augenschmaus.
    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
    Susanna

  • Elke Schwarzer

    Hallo Sigrun,
    No-Dig ist gerade total angesagt. Da bedauere ich es, dass ich keinen Platz dafür habe. Und besser als ein Hochbeet ist es auch, man braucht kein extra Material.
    VG
    Elke

  • kleiner-staudengarten

    Das war eine interessante und informative Führung über deinen Besuch der Veggie-Ranch, liebe Sigrun. Diese No-Dig-Methode kannte ich dem Namen nach nicht, doch habe ich in Gemüse-Gärtnereien diese Art der „Bodenbearbeitung“ schon gesehen.
    Dann wünsche ich euch viel Erfolg mit eurem Solawi-Projekt???
    Einen gemütlichen Sonntag und eine gute neue Woche wünscht dir Marita

  • Rosi

    sehr interessant was du uns da vorgestellt hast
    ich habe nachgeschaut was Solawi bedeutet
    das ist auch sehr interessant
    und bei uns in der Gegend gibt es auch solche Gemeinschaften gibt
    ich finde das eine gute Idee
    denn nicht jeder hat einen Garten
    oder einen der es auch ermöflicht Gemüse zu ziehen
    liebe Grüße
    Rosi