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Klimastarke Gemüse – Interview mit dem Haupt Verlag

Vielen Dank an den Haupt Verlag, der gleich in dieser Woche mein Gartenbuch „Klimastarke Gemüse“ als Buch der Woche geführt hat. Im folgenden das Interview mit Fiona Hofer vom Verlag:

Noch ganz druckfrisch ist es, das Buch «Klimastarke Gemüse» von Sigrun Hannemann. Es ist ihr erstes Buch bei uns, doch Kontakt besteht eigentlich schon länger zwischen der sympathischen freien Journalistin und unserem Verlag, denn auf unseren sozialen Kanälen kam es bereits vor der Buchidee zu regem Austausch und spannenden Gesprächen. Diesen Austausch haben wir zum Anlass genommen, Sigrun Hannemann ein paar Fragen zu sich, ihrer Garten-Liebe und zu ihrem frisch geborenen Buch zu stellen.

In den nachfolgenden Zeilen hat sie uns also Rede und Antwort gestanden. Aber lesen Sie selbst …

Erzählen Sie uns etwas über sich als Gärtnerin. Seit wann gärtnern Sie?
Woher kommen Faszination und Wissen hinsichtlich Gartenarbeit, Anbau, Gemüse etc.?

Ich gehöre nicht zu denen, die Gärtnern erst in der Corona-Zeit für sich entdeckt haben. Seit meiner frühsten Kindheit kann ich mich daran erinnern, dass der Garten mein liebster Ort war. Mein Vater baute viel Gemüse zur Selbstversorgung an und zusammen mit den vielen Obstbäumen gab es fast immer etwas zum Ernten oder zum Naschen. Leider durfte ich mich aber nicht an der Pflanzung oder der Pflege des Gemüsebeets beteiligen, da mein Vater das ausschließlich für sich beanspruchte. Als ich dann meinen ersten Balkon hatte, bepflanzte ich Kübel und Kästen mit Gemüse. Geranien haben mich noch nie interessiert. Ich hatte nur ein einziges Buch, in dem ein bisschen erklärt war, wie der Anbau von Gemüse auf Balkon oder Terrasse gelingen kann. Das war der Anfang vom Wunsch, in einem eigenen Garten Gemüse anzubauen. Seit 23 Jahren gärtnere ich mich nun, bedingt durch einige Umzüge, durch verschiedenste Gärten mit den unterschiedlichsten Bedingungen in Bezug auf die Bodenbeschaffenheit und die klimatischen Bedingungen. Da ich seit 2013 meine Gartenerfahrungen auf dem Gartenblog Bergblumengarten teile, wurde das Schreiben über Gartenthemen immer mehr, bis ich für einen Online-Gartenratgeber regelmäßig Tipps zum Gärtnern veröffentlichen durfte.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, gerade dieses Buch zu schreiben und an wen richtet sich «Klimastarke Gemüse»?

2022 gab es innerhalb des Bund Naturschutz unseres Ortes die Idee, Gemüse in einer Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi) anzubauen. Das funktioniert auch ohne einen Landwirt in Form eines Vereins. Nachdem endlich eine Wiese zum Pachten gefunden war, bemerkten wir erst, wie schlecht der Boden dort war. Nach dem ersten Umpflügen der Wiese kamen Berge an Quecke zum Vorschein. Kaum hatten wir die ersten Beete angelegt und Jungpflanzen gesetzt, konnten wir beobachten, wie schnell die Quecke alles wieder überwucherte. Noch schlimmer waren allerdings die klimatischen Bedingungen. Die Temperaturen lagen wochenlang bei über 30 Grad und uns fehlte ein Wasseranschluss in der Nähe. Es war fast wie Wüstenklima, da auch regelmäßig der Wind auf dem Berg über den sandigen Boden fegte und alles zusätzlich austrocknete. Es war ziemlich schnell klar, dass es so nicht funktionieren wird. Ich machte mir viele Gedanken, was wir verändern müssen, besuchte Lehrgänge und Vorträge zum Gärtnern im Klimawandel. Viele Anregungen gab es bei kleinen, lokalen Marktgärtnereien und in Permakulturgärten. Da mich der Haupt Verlag mit dem Buch
«Gärtnern im Klimawandel» bereits inspiriert hatte, kam mir die Idee, man müsste etwas Vergleichbares über den Gemüseanbau schreiben. Auch wenn ich vieles auf großen Beeten ausprobiert habe, eignen sich die verwendeten Gemüsesorten und die Grundsätze des klimawandeltauglichen Anbaus auch für kleinere Gärten bzw. für die Pflanzung in Hochbeeten oder Kübeln.

Ausgetrockneter Boden im Sommer 2022

Was hat Ihnen beim Schreiben dieses Buchs am meisten Freude bereitet?

Ich habe mich durch das Schreiben noch einmal viel intensiver mit dem Thema Gärtnern im Klimawandel auseinander gesetzt, viele unterschiedliche Gemüsesorten ausprobiert, die ich bisher noch nicht gepflanzt hatte. Die Besuche anderer Gärten und der Austausch mit den Gärtner:innen und Gärtnereien war sehr inspirierend. Mir ist besonders beim Schreiben aufgefallen, wie viel Erfolg wir eigentlich bereits 2023 mit den veränderten Anbaumethoden erzielen konnten. Eine echte Motivation für die Zukunft.

Veggie Ranch Nürnberg

Da ich bisher am liebsten Schmetterlinge und Blumen fotografiert habe, war das Fotografieren von Gemüse eine ganz neue Herausforderung. Auch wenn es nicht ganz einfach ist, immer die passende Auswahl an Fotos zu finden, macht es besonders viel Freude, ein Buch komplett gestalten zu dürfen. Mit Text und Fotos. Zum Glück stand mir die Lektorin Iris Alder immer sehr hilfreich zur Seite und hat alles wunderbar koordiniert. Vielen Dank nochmal an dieser Stelle.

Welche Veränderungen aufgrund des klimatischen Wandels konnten Sie im eigenen Garten beobachten und wie haben Sie darauf reagiert?

Gerade der Gemüseanbau funktioniert leider gar nicht gut ohne Wasser. Das ist bei Pflanzen viel einfacher. Es gibt trockenheitsverträgliche Stauden für unterschiedliche Standorte bis hin zu Sukkulenten, die lange Zeit ohne Wasser überleben können. Gemüsesorten, die sehr stark vom Klimawandel beeinflusst werden, wie Radieschen oder Kohlrabi, werden ohne regelmäßige Wassergaben holzig. Salate und Fenchel gehen vorzeitig in die Blüte, wenn der Anbauzeitraum mit den Temperaturen nicht übereinstimmt. Knollen ausbildende Gemüsesorten, wie Zwiebeln oder Kohlrabi bleiben zu klein. Ist das Frühjahr bereits sehr warm und trocken, keimt das Saatgut sehr schlecht oder gar nicht. Einige Gemüsesorten sind trotzdem in der Lage, sehr tiefgehende Wurzeln auszubilden. Hier kann man ansetzen und die Gemüsepflanzen zum tiefer Wurzeln erziehen. Bei der Auswahl der Gemüsesorten kommt es sehr darauf an, wann man sie anbaut und wie bzw. welche Sorten man speziell anbaut. Besonders wärmeliebende Sorten profitieren von einer frühen Reifezeit. Sorten, die bisher nur für den Anbau im Gewächshaus empfohlen worden sind, gelingen nun oft mit wenig Schutz im Freiland oder in Kübeln auf Terrasse oder Balkon.

Welches ist Ihr persönliches Lieblingsgemüse in der jeweiligen Jahreszeit?

Da brauche ich gar nicht lange zu überlegen. Im Sommer ist es die Tomate mit ihrer riesigen Sortenvielfalt. Wer schon mal eine selber angebaute Tomate gegessen hat, wird keine Supermarkttomaten mehr mögen. Auch hier sollte man auf die Sortenwahl achten, falls kein Dach über dem Kopf der Tomaten zur Verfügung steht. Im Winter mag ich gerne die typischen Wintergemüse wie Rosen- und Grünkohl oder den sehr robusten Palmkohl.

Was möchten Sie Ihren Leser:innen abschließend mit auf den Weg geben?

Man braucht beim Gärtnern ein bisschen Geduld und es ist wichtig, sich von Misserfolgen nicht entmutigen zu lassen. Es gibt trotz ungünstiger klimatischer Bedingungen oder schlechter Böden immer eine Möglichkeit, etwas zu verbessern oder zu verändern. Man sollte vor allem die Chance nutzen, unterschiedliche Gemüsesorten auszuprobieren und Gemüsejungpflanzen nicht einfach ohne Sortenangabe im Baumarkt kaufen. Mir macht es sehr viel Freude, eigen Gemüsejungpflanzen vom Samenkorn bis zur fertigen Frucht zu begleiten. Dann weiß ich, dass sie hundertprozentig biologisch und torffrei angebaut worden sind und das kommt wiederum dem Klima zugute.

HIER GEHTS ZUM ORIGINAL-BEITRAG 

Buchrezension auf dem Blog bei Das Grüne Netzwerk 

Buchrezension auf dem Blog bei Elke Schwarzer Guenstiggartnern

Buchrezension bei Natura db im Newsletter 

3 Comments

  • Elke Schwarzer

    Hallo Sigrun,
    ich hatte es schon online gelesen.
    Bei mir klappt es nicht mit Gemüse, jetzt faulen die Spitzen meiner verbliebenden Palmkohle vor sich.
    Ich hoffe, der Strunk treibt noch mal aus.
    VG
    Elke

  • Susanna

    Herzlichen Glückwunsch zu deinem Buch, Sigrun! Ich baue kein Gemüse an und habe deshalb über Gemüsepflanzen im Klimawandel noch gar nicht nachgedacht. Das ist auf jeden fall ein wichtiges Thema!
    Liebe Grüße
    Susanna

  • kleiner-staudengarten

    Auch von mir einen herzlichen Glückwunsch zur Veröffentlichung deines Buches, liebe Sigrun.
    Bei Stauden und Gehölzen denkt man über Trockenheitsresistenz nach, aber bei den Gemüsepflanzen? Klar, da muss auch umgedacht werden, da in dem Bereich viel Wasser benötigt wird.
    Lieben Gruß von Marita

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