Was ist ein Naturgarten? Der Garten von Jörg und Kerstin
Als Juror für ‚Bayern blüht Naturgarten‘ durfte ich seit September diesen Jahres in viele verschiedene Gärten schauen. Von gerade so ein Naturgarten bis hin zu Gärten, die mehr, als die geforderten Kriterien erfüllt haben, war alles dabei. Seit dem Volksbegehren Artenvielfalt 2019 in Bayern ist es in den Köpfen vieler angekommen, dass man direkt mit seinem eigenen Garten helfen kann und zur Biodiversität beitragen kann. Weniger mit dem Thema vertraute, kippen sich trotzdem noch die Vorgärten mit Schotter zu. Um diesem Trend entgegen zu wirken, soll die Plakette ‚Bayern blüht Naturgarten‘ ein Zeichen setzen, dass man Gärten auch anders gestalten kann. Insektenfreundlich, artenreich und ökologisch.
Ein Naturgarten muss gar nicht groß sein
An dieser Stelle möchte ich diese Seite mal dazu nutzen, an positiven Beispielen zu zeigen, was die Kriterien für einen Naturgarten sind, da es nicht ausreicht, einfach nur einen blühenden Garten anzulegen.
Dieser Garten, am Rand von Herzogenaurach (Mittelfranken), ist nicht sehr groß, aber er zeigt, dass auch in einem kleinen Garten alles möglich ist. Er hat kleinere Laubbäume, idealerweise Obstbäume, wie eine Spalierobst-Birne an der Hauswand. Das Laub darf als Mulchdecke auf den Beeten liegen bleiben. Wildkräuter in den Beeten sind erwünscht und werden zugelassen. Staudenstengel dürfe stehen bleiben und werden nicht im Herbst gekürzt. Die Beetumrandung mit Pflastersteinen, ein Holzzaun und große Sandsteine in den Beeten punkten bei der regionaltypischen Materialwahl.
Laufenten gegen Schneckenplagen
Nutztiere müssen in einem Naturgarten nicht sein. Diese Laufenten sind einfach praktische Nacktschneckenvertilger und absolut lustige und zutrauliche Tiere. Tagsüber gehen sie auch mal im Ort spazieren, kommen aber abends immer wieder zurück. Wichtig ist, dass man Lebensräume für Gartentiere, wie Igel, Vögel, Eichhörnchen oder Insekten schafft. Zusätzlich erhält man guten biologischen Dünger.
Nützlingsunterkünfte müssen nicht gekauft werden
Auch ein offenes Regal kann ein Lebensraum für Insekten bzw. eine Nützlingsunterkunft werden. Aufgeschichtete Steine in einer Schale oder ein offenes Holzfass. Lebensräume im Garten ergeben sich aus einem kleinen Teich und aufgeschichteten Steinhaufen.
Mischkultur – Fruchtfolge – Gründüngung – Mulchen
Im Gemüsegarten gibt es verschiedene Sorten Gemüse in Mischkultur. Es wird gemulcht und ausschließlich organisch gedüngt. Bei mehrjährigem Anbau achtet man auf die geeignete Fruchtfolge. Das Gewächshaus war komplett aus Recyclingmaterialien zusammen gebaut. Absolut schick und praktisch der Eingang, der mal eine Dusch-Klapptür war. Rings um den Gemüsegarten findet man das ‚Wilde Eck‘, also ein Bereich, wo Wildkräuter wachsen dürfen, wo Steine, Laubhaufen oder Strauch- und Gehölzschnitt lagern.
Wichtig ist, dass es viele Blüten verschiedener Stauden oder einjähriger Blumen gibt, vor allem mit ungefüllten Blüten. Das kann auch Hauswurz sein, das einmal im Jahr seine Blütensterne zeigt.
Dieser Garten erhielt die Plakette ‚Bayern blüht Naturgarten‚ im Oktober 2020.
11 Comments
Achim
Hallo Sigrun,
ein toller Bericht über einen sehr schönen Garten. Und ja er ist in einen Augen sehr schön, denn Naturgarten muss ja nicht gleichbedeutend sein mit vewahrlost und verwildert, was viele immer meinen. Nein es kann Garten sein und nicht Wildnis und trotzdem so viel Natur ihren Raum geben. Und ich finde, jeder Garten der wenigstens ein paar der Zertifizierungskriterien erfüllt ist schon um Längen besser als Schotter im Garten. Gut natürlich wenn es auch Gärten gibt, die alle Kriterien erfüllen. Gerne lese ich weitere Zeritifitzierungsgartenberichte von dir.
Viele liebe Grüße, der Achim
Elke Schwarzer
Hallo Sigrun,
die Duschtür als Gewächshauseingang gefällt mir, so hat sie noch eine zweite Bestimmtung gefunden. Spalierobst an der Hauswand ist auch ganz nach meinem Geschmack. Macht ja kaum noch einer.
VG
Elke
kleiner-staudengarten
Eine sehenswerter Garten, der natürlich aber nicht verwildert ist und die freilebenden Laufenten finde ich ja beeindruckend, dass sie am Abend immer in ihr Zuhause zurückkehren. Soeben sind zwei Spiegel aus der Badezimmerrenovierung als Sichtschutz an dem Holzzaun montiert worden, ich mag das ja alten Dingen eine zweite Bestimmung zu geben.
Lieben Gruß und ein feines Wochenende – bleib schön gesund, Marita
Astridka
Ein feiner kleiner Hausgarten! ( Da darf ich wohl meinen Garten auch nen Naturgarten nennen nach den genannten Kriterien… )
Bon week-end!
Astrid
Katharina
Ein sehr schöner Bericht, danke dafür! Liebe Grüße, Katharina
mano
ich finde es toll, dass du so engagiert bist und dir jetzt als juror so viele tolle naturgärten anschauen kannst. bis auf den gemüsegarten könnte ich wohl auch alle kriterien erfüllen. schade, dass es so etwas (noch) nicht in niedersachsen gibt.
leider habe ich es immer noch nicht geschafft, mir ein trockenes sandbeet für die wildbienen anzulegen. ich hoffe, das kommt im nächsten frühjahr.
liebe grüße
mano
Wölk Stephanie
Hallo Sigrun,
die Frage, was macht einen Naturgarten aus ist schwierig zu beantworten. Es reicht nicht aus das er wild, frei und naturhaft rüberkommt. Wichtig ist, was wächst in ihm! Es sollten vor allem heimische Wildstauden, Nährgehölze und Bäume sein. Wasser, Steinhaufen, Trockenmauer, Totholzhaufen und wilde Ecken sind die Grundlagen! Keine Neophyten und Chemie, Torf, Lichtquellen und Plastik. Selbst Fachleute diskutieren was geht und was geht nicht. Auf jeden Fall ein Lob an Alle, die anfangen etwas zu verändern. Der Weg ist schwierig und erfordert fachliche Kenntnisse. Auf in den Garten, jetzt ist gute Pflanzzeit, starten wir mit positiver Veränderung.
LG…Stephanie
Sara - Mein Waldgarten
Das ist wirklich schade, dass es immer noch ein gewisser Trend ist, sich die Gärten voller Steine zu kippen. Ist bei uns in der Umgebung leider auch vermehrt so.
Aber wenn erst die Steine bemoosen und „unansehnlich“ werden und die Leute auf Knien darauf herumkriechen müssen, um jedes Hälmchen mühselig zu entfernen oder Blätter von den Steinen herunter zu bekommen, wird ihnen das eines Tages auch lästig werden … aber wer weiß, was bis dahin für Naturkatastrophen und andere kommen, dann steht den Leuten der Sinn kaum mehr großartig nach Schönheit im Garten …
Ja, wir hatten auch schon Natur“gärten“ auf Balkonen … es gibt vieles, was man tun kann. Ich gehe da ja weniger nach Kriterien als überhaupt nach Pflanzen, die gut z.B. für Bienen sind … oder ein kleines Holzfaß mit Wasser und einer Seerose …
Ich sehe gerade einen Essigbaum, damit hätte ich auch geliebäugelt, doch wenn ich an die Ausläufer denke, da braucht man eine sehr gute Wurzelsperre. Habe schon gehört, dass der manche durchbohrt.
Meinen Garten mußte ich leider, so ungern ich das tat, ziemlich säubern wegen der Wühlmausplage. Die nutzen wirklich jede Stelle, wo sie sich verkriechen können. Jetzt verstehe ich fast meine Großmutter, die einen ausgefegten Garten hatte. Schließlich ernährten wir uns von dem von ihr gezogenen Gemüse und Obst. Natürlich gab es auch Blumen und Zierpflanzen, aber eher an den Rändern der Beete. Es hat doch alles zwei Seiten …
Selbst meine Kräuter haben die Mäuse teilweise gekillt, das ist nicht mehr lustig!
Die Laufenten sind wirklich putzig. Hatte ich früher auch mal überlegt, als wir in einem Garten so viele Schnecken hatten, doch dann erledigte sich das Problem mit der Zeit von selbst. Und ein kleiner Teich, so gerne ich einen hätte, würde bei uns die Mücken züchten. Da würde ich jetzt wirklich gerne mit Deinem Sandboden tauschen …
Schöne Impressionen! Da hattest Du ja reichlich zu tun!
Danke auch noch für die Empfehlungen für die Bohnen! Nächstes Jahr werde ich das sicher in Angriff nehmen.
Liebe Grüße
Sara
Annette
Liebe Sigrun
Schöne Beispiele für Wabi Sabi 🙂 – freue mich, dass du solch inspirierende Begegnungen hast. Das hilft einem doch enorm in dieser schweren Zeit. Ich hoffe, es geht dir gut und wünsche dir stimmungsvolle Momente in Natur und Garten. Liebe Grüße, Annette
Arti
Ich schau ja gerne mal in andere Gärten, um ganz dreist gute Ideen zu klauen und dann zuhause auch umzusetzen. Diesmal nehme ich die Idee mit dem alten Holzfaß mit und bin ganz gespannt, was sich dort tun wird. In unserem Totholz geht es auch recht lebendig zu :))
Viele Grüße
Arti
Heidi R.
Genau, das Laub darf liegen bleiben und wird erst im Frühling entfernt und keine Laubbläser einsetzen, damit ist schon viel gewonnen! Tiere im Garten, das finde ich ja so toll, leider ist das wohl nur in ländlichen Gegenden machbar? Der Einblick in deinen Garten hat mir sehr gut gefallen.
LG Heidi